Die neueste PISA-Studie zeigt: Dazugelernt haben Österreichs Schüler nicht.
Brennpunkt Schule: Die neue PISA-Studie mit Schwerpunkt Lesekompetenz zeigt, wie schlecht es um unsere Schüler steht. Rund ein Viertel der getesteten österreichischen Schüler (24 Prozent) kann kaum lesen oder Zusammenhänge verstehen.
Globaler Test
Das ist das Hauptergebnis der aktuellen PISA-Studie – sie erscheint alle drei Jahre. Weltweit werden dafür 600.000 Schüler geprüft, in Österreich sind es 6.800 aus 291 Schulen. Die Jugendlichen (15 und 16 Jahre alt) mussten sich in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften messen. Der Schwerpunkt lag jedoch beim Lesen.
- Gesunken. Im OECD-Vergleich liegt Österreich zwar mit 484 Punkten im Mittelfeld. Aber zum Durchschnitt zählt das österreichische Ergebnis nur, weil der Schnitt insgesamt gesunken ist.
- Spitzenfeld. Im Spitzenfeld liegen beispielsweise Estland (523 Punkte) oder Kanada und Finnland mit jeweils 520 Punkten.
Mädchen schneiden viel besser ab als Buben
- Schlechter geworden. Traurige Wahrheit: Die Lesekompetenz unserer Schüler hat sich seit dem Jahr 2012 sogar um sechs Punkte verschlechtert (siehe Grafik rechts).
- Zeitverschwendung. Mehr als die Hälfte der Schüler (53 %) sagt: „Ich lese nur, wenn ich muss.“ 35 Prozent finden, „Lesen ist Zeitverschwendung“. Nur 28 % zählen Bücher zu ihren Lieblingshobbys.
- Mädchen vorne. Mädchen können weltweit wesentlich besser lesen. In Österreich werden sie mit 28 Punkten deutlich höher bewertet als die Buben.
- Migrationshintergrund. Deutlich schlechter schneiden Kinder mit Migrationshintergrund ab – sie liegen etwa 63 Punkte hinter ihren Kollegen. Der Anteil dieser Kinder im Test liegt derzeit bei 23 Prozent.
- Experten entsetzt. „Wir geben unheimlich viel Geld aus mit erschreckenden Ergebnissen“, sagt Schulexperte Andreas Salcher (siehe unten).
- Mathematik „gut“. Positiv: Eine Stärke der heimischen Jugendlichen ist hingegen Mathematik. Mit 499 Punkten liegen sie zehn Punkte über dem OECD-Schnitt. (mko)
Bildungsexperte Salcher: "Ergebnis ist erschreckend"
ÖSTE
RREICH: Herr Salcher, was sagen Sie zum Ergebnis der PISA-Studie?Salcher: Obwohl wir das zweitteuerste Bildungssystem der Welt haben, hat sich seit der ersten PISA-Studie 2000 für Österreich nicht viel verändert. Fast jedes fünfte Kind kann nicht sinnerfassend lesen. Wir geben also unheimlich viel Geld aus, mit erschreckenden Ergebnissen.
ÖSTERREICH: Was müsste sich ändern?
Salcher: Man müsste bei den Kindergärten ansetzen. Dort gibt es zu große Gruppen. Kinder mit Migrationshintergrund können nicht genügend unterstützt werden. Außerdem braucht Österreich Ganztagsschulen, wie andere Länder sie haben, um alle Kinder zu fördern.
Österreich: Was muss geschehen?
Salcher: Unser Schulsystem ist veraltet. Soziale Kompetenzen und Kreativität werden zu wenig gefördert.
Bildungsministerin Rauskala: "Muss uns zu denken geben"
ÖSTERREICH: Ist der Durchschnitt in der PISA-Studie für Österreich nicht etwas zu wenig?
Rauskala: Natürlich muss es uns zu denken geben, dass Österreich im Mittelfeld liegt. Daran müssen wir weiter arbeiten.
ÖSTERREICH: Warum funktioniert das Bildungssystem in anderen Ländern besser als bei uns?
Rauskala: In Asien hat die Bildung einen höheren Stellenwert. Wir haben die letzten zehn Jahre mit Strukturdebatten verbracht. Stattdessen sollte man sich mehr darauf konzentrieren, die Grundkompetenzen wie Lesen zu verbessern.
ÖSTERREICH: Wieso ist der Schnitt im Allgemeinen weltweit gesunken?
Rauskala: Ganz genau wissen wir das noch nicht. Es könnte aber daran liegen, dass nun Länder wie Kolumbien in die Studie mit einfließen.