Politik-Insider

Stocker macht den Faymann

Die neue Liebe zur Außenpolitik von Kanzler Stocker und sein Zug zum moderieren und schlichten, erinnern an Ex-SPÖ-Kanzler Werner Faymann. Was dahinter steckt. 

Bundeskanzler Christian Stocker ist auf den Geschmack der EU- und Außenpolitik gekommen. Nach Visiten bei Deutschlands Kanzler Friedrich Merz, Italiens Premierministerin Georgia Meloni und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, sagt der ÖVP-Kanzler oe24: „Außenpolitik wird zunehmend Innenpolitik“.  

Übersetzt: Um große Fragen – von Migration bis Sicherheit – zu lösen, braucht „man Partner“. 

Er werde „aber natürlich nicht auf die Innenpolitik vergessen. Im Gegenteil“, sagt der schwarz-türkise Regierungschef.
Dennoch erinnert Stocker zunehmend an Ex-SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann.

Außenpolitik um „Klein Klein Hickhack zu entgehen“ 

Wie der damalige Rote – er war von 2008 bis 2016 Kanzler von rot-schwarzen Regierungen – kommt Stocker aus der Kommunalpolitik. Wie Faymann auch dürfte dem Niederösterreicher zunächst EU- und Außenpolitik eine Spur suspekt gewesen sein. Andere sagen, beide Herren hätten dieses Feld zunächst unterschätzt. 

Auch Faymann erkannte aber schnell, dass es a)wichtig sei Verbündete in der EU zu haben und „b) mitunter politisch sexy sei sich mehr auf außenpolitische Themen zu fokussieren als im „klein klein der Innenpolitik unterzugehen“, wie es ein Polit-Stratege nennt. 

Pragmatische Schlichter 

Aber: Nicht nur das neue Faible für die große weite Welt erinnert an den einst pragmatischen SPÖ-Regierungschef, der 2017 von seiner Parteilinken de facto gestürzt wurde. Auch die grundsätzliche Attitüde den Moderator und Schlichter zu geben, eint die beiden Herren. 

Rote wie Neos berichten über Stocker, dass er „tatsächlich darauf schaut, dass alle in der Koalition leben und leben lassen auch wirklich leben“. Zudem würde er bei allfälligen Konflikten – wie sie offenbar nicht so selten zwischen SPÖ-Chef Andreas Babler und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger auftreten – schnell den Streit-Schlichter gibt. Auch Faymann punktete einst mit dem öffentlichen SPÖ-Werbespruch des „genug gestritten“. 

Er sei ein quasi „Kind der Zeit“, soll Stocker im kleinen Kreis gesagt haben. Nach Jahren des Marketing und der Krisen würden sich die Menschen „nach mehr Ruhe statt Lärm und Streit“ sehnen. 

Auch das verbindet ihn mit der Zeit von 2008 als Faymann nach Jahren des offenen rot-schwarzen Streits übernahm und versuchte auf Ruhe zu setzen. 

Ob die Jeweiligen Parteien da so mitspielen werden, bleibt freilich abzuwarten. Aber Faymann hielt sich damals mit der Methode ziemlich lang am Ballhausplatz …

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