Diese Spione sind da

Wien ist Europa-Hotspot russisch-iranischer Spionage

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Wien als Drehscheibe Europas für Spione aus Russland, Iran, China & Türkei. Wer enttarnt wurde. Jan Marsalek und Co nur Spitze des Eisbergs. 

 Im „Dritten Mann“ trafen sich die Spione noch mitunter in der Wiener Kanalisation. Heute haben die Methoden der Spionage sich weiterentwickelt. Die Häufigkeit der Spionage – in Wien immer schon recht groß – hat sich laut Geheimdienstquellen aber noch einmal erhöht. Mittlerweile sei die österreichische Hauptstadt der „absolute Europa-Hotspot für Spionage“. 

50 russische Spione enttarnt

Das weiß freilich auch der heimische Staatsschutz (DSN), der rund 50 russische Spione namentlich kennt. Und auch dessen Aktivitäten. Zuletzt wurden zwar Spione ausgewiesen, aber nicht in dem Ausmaß, wie sie aufgedeckt wurden.  Die Zurückhaltung hat freilich mit Diplomatie oder Angst vor russischer Revanche im heimischen Außenamt zu tun, zeigen oe24-Recherchen. Immerhin reagiere Russland dann mit sofortiger Ausweisung österreichischer Diplomaten. 

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DIESE Spione sind in Wien aktiv

Die größte Gruppe an Agenten, die sowohl politische Vorgänge als auch Wirtschaft ausspionieren, stammt – Überraschung, Überraschung – aus Russland. Wien ist freilich auch geopolitisch ein heißes Pflaster. Und, wie Verfassungsschützer schon lange beklagen, sie haben auch weit weniger gesetzliche und technische Möglichkeiten zur Spionage­abwehr.  

Putin Jinping
© Getty
× Putin Jinping

Iranische Spionage in Wien: Verbindungen zu Marsalek

leich nach Russland dürfte deren enger Verbündeter Iran kommen. Auch in der aktuellen Spionageaffäre in Österreich rund um den enttarnten russischen Spion Jan Marsalek sowie seine mutmaßlichen Handlanger – die Ex-BVTler Egisto Ott und Martin Weiss – finden sich in in London sichergestellten Chats ­einer „russischen Zelle“ Hinweise auch auf den Iran.

Ott
© ORF/Youtube

Ein ehemaliger Boss von Ott und Weiss, René Poli wurden von seinem Job als Siemens-Sicherheitsberater übrigens wegen seinen guten Kontakte zu den Mullahs entfernt. Zufall? 

Chinesische Spionage auch um Betriebsentwicklungen

Zudem ist auch China – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Wien – mit Spionage-­Zellen eifrig unterwegs. Das KP-Regime hat weltweit freilich auch immer großes Interesse an Betriebsspionage, um Entwicklungen rasch kopieren und dann billiger verkaufen zu können. 

Zunahme von Aktivitäten aus Türkei

Und natürlich darf auch Nordkorea in dieser Liste nicht fehlen. Auch sie sind in Österreich ­aktiv.
 In den letzten Jahren habe auch Recep Erdogan sein Netzwerk an Agenten in Österreich ausgeweitet. 

Wien ist freilich auch deswegen ein interessanter Umschlagplatz für diese Aktivitäten, weil sich hier besonders viele internationale Organisationen – von UNO bis OPEC – befinden.  

Spione als Gefahr für Exil-Iraner

Aber: Die Spionage gefährdet mitunter auch Exil-Iraner oder Exil-Russen, wenn sie als Regime-Gegner von Wladimir ­Putin oder Ayatollah Khamenei wahrgenommen werden. Den genannten Geheimdiensten, die hier operieren, ist gemeinsam, dass sie Gegner unserer westlichen Demokratien sind und versuchen, diese zu destabilisieren. Sorge bereitet freilich auch die extrem enge Verzahnung zwischen Russland und dem Iran – und teilweise China. Neben der Spionage nehmen übrigens auch extremistische Netzwerke in Österreich zu.  

Kopie von Die 100 einflussreichsten Menschen der Welt

Irans oberster Führer Ali Khamenei

© AP

Wien auch "sicherer Hafen" für islamistische Terrorzellen

Dass Wien als „safe haven“ für diverse radikal-islamistische, aber auch rechtsextreme Gruppen gilt, ist leider Fakt. Auch hier würde sich DSN-Chef Omar Haijawi, wie er bereits mehrmals öffentlich deponierte, mehr Überwachungsmöglicheiten wünschen. Denn mit den guten alten „Lauschangriffen“ oder SMS-Beobachtungen wird man diese Netzwerke ebenso wenig in den Griff kriegen wie die Spione.  

Bislang zeigte sich der Großteil der Politik aber nicht bereit, das zu verändern.  

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