Freitag, kurz nach 10 Uhr, erklärte der Ex-Grünen-Chef seine Präsidentschaftskandidatur.
Erwin Pröll sagt ab, Alexander Van der Bellen (72) sagt an. Just am Tag nach dem Rückzieher des nö. Landeschefs erklärte der Ex-Grünen-Chef, dass er am 24. April definitiv antreten wird. Und zwar in einem Video, das auf der Website vdb2016.at online ging.
Der Schritt war schon lange geplant und habe nichts mit Pröll zu tun, wird versichert. Van der Bellen präsentiert sich auf dem professionellen Video staatstragend vor dem Parlament: Er werde Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verteidigen, versichert er.
Wie ÖSTERREICH berichtete, ist die Kandidatur schon lange auf Schiene. Das Video wurde vor Wochen u. a. im 2. Wiener Gemeindebezirk gedreht, ein Wahlkampfkomitee steht ebenfalls.
VdB will alle Wahlkampf- Spenden offenlegen
Und Van der Bellen hat sich seinen früheren Wahlkampfmanager Lothar Lockl geholt, der für ihn mehrere Wahlkämpfe gemanagt hatte. Er bestätigte, dass bereits Spenden für den Wahlkampf eingegangen seien: „Alle Spenden werden offengelegt“, so Lockl zu ÖSTERREICH.
„Mutig in die neuen Zeiten“, so der erste Slogan Van der Bellens, den er aus der Bundeshymne hat. Und auch bei Bruno Kreisky nahm er Anleihe: Man möge doch „ein Stück des Weges mit mir gehen“, sagt der Grüne.
Die Wahlkampflinie ist ebenfalls klar: VdB tritt als unabhängiger Kandidat an. Schon als Grünen-Chef konnte der Ökonomieprofessor reihenweise bürgerliche Wähler ansprechen. Das soll ihn, der in allen Umfragen vor den SPÖ- und ÖVP-Kandidaten liegt, in die Hofburg tragen. Ganz ohne die Grünen wird das aber nicht klappen: Auch sie wollen für seinen Wahlkampf kräftig spenden.
Glawischnig: "Er will wirklich in die Hofburg"
ÖSTERREICH: Sind Sie jetzt erleichtert, dass Van der Bellen wirklich kandidiert?
Eva Glawischnig: Ich freue mich sehr darüber.
ÖSTERREICH: Die Grünen betonen, er sei ein unabhängiger Kandidat. Ist er das wirklich? Sie finanzieren ja auch seinen Wahlkampf.
Glawischnig: Alexander Van der Bellen hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er ein unabhängiger Kopf ist. Er hat öfter eine von der Parteilinie abweichende Haltung eingenommen. Er hat die Kandidatur selbst entschieden. Er führt auch den Wahlkampf unabhängig von uns. Was die Finanzierung angeht: Wir werden seinen Wahlkampf auch finanziell unterstützen und transparent offenlegen. Das wird alles offengelegt werden.
ÖSTERREICH: Hat er wirklich Chancen, in die Stichwahl zu kommen?
Glawischnig: Ich glaube: ja. Er will wirklich in die Hofburg, das spüren die Menschen. Er kann ein über den Parteien stehender Bundespräsident sein.
ÖSTERREICH: Kandidiert er nicht doch für die Grünen, um sie durch einen Erfolg nach oben zu ziehen?
Glawischnig: Es wäre natürlich nicht schlecht für die Stimmung – mehr aber auch nicht.
Günther Schröder