Der Wiener Psychiatriereformer wurde wegen schwerer Krankheit nur 66 Jahre alt.
Der Psychiater, Psychoanalytiker und Psychiatrie-Reformer Stephan Rudas ist tot: Er starb am Samstag im Alter von 66 Jahren nach längerer Krankheit in Wien. Rudas war Ende der 1970er-Jahre Erfinder und Gestalter der Wiener Psychiatriereform und damit Gründer und 30 Jahre lang - bis Ende 2009 - Chefarzt der Psychosozialen Dienste (PSD).
Weniger Zwangseinweisungen
Mit ihnen entstand in der
Bundeshauptstadt ein System der flächendeckenden ambulanten Versorgung von
Menschen mit psychischen Erkrankungen. Das leerte die Psychiatrie-Kliniken
und führte zu einer drastischen Reduktion von Zwangseinweisungen.
Lauras Papa
Rudas wurde am 27. Mai 1944 in Budapest geboren. Mit
seinen Eltern übersiedelte er nach Wien, wo er das Gymnasium besuchte,
Medizin studierte und die Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie
absolvierte. Nachdem er 1977 vom damaligen Wiener Gesundheitsstadtrat Alois
Stacher (S) zum Psychiatriebeauftragten ernannt worden war, erstellte der
Experte 1979 den ersten Psychiatrie-Zielplan Wiens und schuf die
Psychosozialen Dienste. Ab 1980 war Rudas Chefarzt der PSD, er ging Ende
2009 in Pension. Rudas hinterlässt seine Frau Holle und zwei Kinder, von
denen Tochter Laura - mittlerweile Bundesgeschäftsführerin der SPÖ - in die
Politik ging. Neben seiner medizinischen Tätigkeit engagierte sich der Arzt
jahrzehntelang als Anwalt der Menschen mit psychischen Leiden und wollte -
so seine Worte - dem "unsichtbaren Organ Seele" in der Gesellschaft mehr
Beachtung verschaffen. In öffentlichen Stellungnahmen bekämpfte er die
Stigmatisierung und Diskriminierung psychisch Kranker.