Regierung

"Geisterabteilung" für Schredder-Mann im Kanzleramt

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Jener Ex-Kurz-Mitarbeiter, der Festplatten schredderte, bekam eigenes Referat im Bundeskanzleramt.

Wien. In der Schredder-Affäre wurden zwar die Ermittlungen von der Justiz längst eingestellt. Doch die Causa beschäftigt das Parlament nach wie vor, wie Akten aus dem ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss zeigen – sie liegen ÖSTERREICH vor.

6.305,76 Euro Gage. Demnach bekam jener Mitarbeiter von Sebastian Kurz, der 2019 Festplatten aus dem Kanzlerbüro schredderte, 2020 nach Kurz‘ neuerlichen Start einen Posten als Referatsleiter im Kanzleramt. Der Mann verdient per Sondervertrag 6.305,76 Euro im Monat. Für einen Nichtakademiker eine extrem hohe Gehaltseinstufung – obwohl er auch weiterhin im Kanzler-Kabinett arbeitete.

Besucher. Geleitet hat der Schredder-Mann das Referat I/1/c „Besuchermanagement“. Für die Einheit gab es seit 2019 Planungen samt eines 170.000-Euro-Konzeptes – ins Arbeiten gekommen ist sie aber nie so richtig, wohl auch wegen der Corona-Pandemie. Laut Kanzleramt sei das Referat für „die Steuerung und Koordination von Besuchergruppen und institutionsübergreifender Besucherangebote" zuständig gewesen – aber eben ohne weitere Planstellen.

Aus mit Nehammer. Konkret war der Schredder-Mann vom 5.3.2020 bis 6.12.2021 unter den Kanzlern Kurz und Schallenberg auf dem Top-Job – mit dem Amtsantritt von Karl Nehammer war es mit der Referatsleitung also wieder vorbei. Seitdem ist der Mann gleich in zwei Kabinetten führender ÖVP-Politiker als Fotograf und „VJ“ tätig, aber weiter per „Sondervertrag“, wie das Kanzleramt gestern bestätigt.

Und das Referat Besuchermanagement? Aus dem Kanzleramt heißt es auf Anfrage: "Aktuell wird eine Neuausrichtung der inhaltlichen Schwerpunkte des Referats geprüft. Hausführungen werden aktuell unmittelbar von der Abteilung I/1 (Protokollangelegenheiten) durchgeführt."

 

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