pamela rendi wagner

SPÖ-Chefin im Interview

Rendi-Wagner: "Lockerungen waren ein Fehler"

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Die SPÖ-Chefin warnt vor einer Herbstwelle und wirft der Regierung Planlosigkeit vor.

oe24.tv: Seit mehreren Tagen gibt es wieder Neuinfektionsrekorde von rund 50.000 Fällen täglich. Waren die Lockerungen ein Fehler?

Pamela Rendi-Wagner: Ja, definitiv. Lockerungen zu machen, während sich gerade eine Welle aufbaut, war definitiv ein Fehler. Davor hatten Experten und ich auch gewarnt. Wir haben Rekordzahlen, es sterben leider auch 40 bis 50 Menschen pro Tag, während man alle Regeln über Bord wirft und die Bundesregierung auch die kostenfreien Tests streichen will.

oe24.tv: Das heißt?

Rendi-Wagner: Alles, auch die Impfpflicht, wird ausgesetzt. Das ganze Corona-Management der Bundesregierung ist quasi abgesagt, und gleichzeitig hat diese Regierung keinen Alternativplan, wie sie sicher in den Herbst kommt. Der Expertenbericht der Impfpflichtkommission warnt wie andere auch vor einer massiven Herbstwelle.

oe24.tv: Komplexitäts­forscher Klimek spricht von einer Durchseuchungsstrategie.

Rendi-Wagner: Ich habe mich immer gegen eine mutwillige Durchseuchung ausgesprochen. Nach einer Omikron-Infektion ist man nur ein paar Wochen immun. Das schützt keinesfalls mehrere Monate, da braucht es zusätzlich die Impfungen. Aber dazu passieren auch keinerlei Maßnahmen, es gibt keine Impfanreize, keine gezielten Kampagnen und jetzt auch keine Impfpflicht mehr.

oe24.tv: Was würden Sie jetzt machen?

Rendi-Wagner: Das Wichtigste ist, sich ernsthaft für den Herbst zu wappnen. Das Impfen muss in Fahrt kommen, derzeit wird so wenig geimpft wie ewig nicht, also 5.000 Impfungen maximal pro Tag. Es braucht weiterhin flächendeckende Tests, die nicht kostenpflichtig werden dürfen. Es braucht in Innenräumen die Masken und auch weiter gewisse Regeln in der Gastronomie. Wien macht es vor, und der neue Gesundheitsminister hätte es in der Hand. Die Regierung hat die Kontrolle über das Infektionsgeschehen verloren und verliert sie ­weiter. Das ist fahrlässig. Der neue Gesundheits­minister hat bisher keine Antwort gegeben, wie er einen sicheren Herbst vorbereiten will.

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