Schöpfer: Angesichts von Coronakrise und überfüllter Lager ''humanitäre Katastrophe in Griechenland verhindern''.
Wien. Das Rote Kreuz hat sich in den Kreis zahlreicher Organisationen eingereiht, die die Bundesregierung aus ÖVP und Grünen dazu auffordern, minderjährige Flüchtlinge von Griechenland zu übernehmen. "Diese Menschen brauchen dringend unsere Solidarität. Gerade in schwierigen Zeiten dürfen wir unsere Augen nicht vor der Not anderer verschließen", erklärte Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer am Freitag.
"Die große Solidarität, die Österreich seit Beginn der Corona-Krise gezeigt hat, darf nicht an der österreichischen Grenze enden", fügte Schöpfer in einer Aussendung hinzu. "Unbegleitete Minderjährige auf der Flucht brauchen besonderen Schutz. Die österreichische Regierung kann hier ein humanitäres Zeichen setzen und nicht nur Erntehelfer, sondern auch Kinder und Jugendliche, die alleine auf der Flucht sind, nach Österreich holen."
Im März hatten acht EU-Staaten vereinbart, rund 1.600 unbegleitete Minderjährige aus Griechenland aufzunehmen. Luxemburg machte diese Woche den Anfang, Deutschland folgt am morgigen Samstag. Diesem Beispiel solle Österreich folgen, so das Rote Kreuz. EU-weit hatten Hunderte NGOs dafür plädiert. Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat eine Aufnahme aber abgelehnt. Der Grüne Koalitionspartner hat das vergeblich kritisiert.
Mindestens 5.200 Migrantenkinder aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und afrikanischen Ländern leben derzeit in Griechenland, viele von ihnen unter sehr schlechten Bedingungen in überfüllten Camps mit insgesamt mehr als 100.000 Menschen u.a. auf den Inseln in der Ägäis unter schlechten hygienischen Bedingungen, ohne ausreichende medizinische Versorgung. Hinzu gekommen ist nun die Angst vor einer Verbreitung des Coronavirus in den Einrichtungen. Erste Fälle wurden bereits registriert. "Griechenland steuert durch die Corona-Pandemie auf eine humanitäre Katastrophe zu, die es zu verhindern gilt", erklärte Rotkreuz-Präsident Schöpfer vor diesem Hintergrund.