Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) will das Potential von Migranten-Kindern nutzen und mehr dementsprechende Lehrer.
Sie werde in dieser Hinsicht auch "Maßnahmen setzten", kündigte Schmied am Freitag zu Beginn einer Mehrsprachigkeitskonferenz in Brüssel an. Derzeit gebe es nur 320 Pädagogen an den heimischen Schulen - etwa ein halbes Prozent - die in insgesamt 20 Sprachen "muttersprachlichen Zusatzunterricht" lehrten.
Deutsches Modell abgelehnt
"Der Erfolg der Bildungspolitik
wird vom Erfolg in der Integration abhängen", betonte die
Ministerin. Die Einrichtung türkischer Schulen und Universitäten, wie sie
der türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan für Deutschland
gefordert hat, wolle sie "so nicht, aber anders".
Mehr muttersprachlicher Unterricht
Grundsätzlich müssten
bilinguale Schulsysteme verstärkt und der muttersprachliche Unterricht
gefördert werden. Derzeit haben etwa 27.000 Schüler in Österreich
Zusatzunterricht in ihrer Muttersprache - etwa 4,3 Prozent aller
Pflichtschüler. Man müsse "Sprache als Schatz" begreifen
und sie nicht zuletzt als Teil der Identität fördern. Gleichzeitig müsse
aber auch die Sprache des neuen Heimatlandes und die Sprache der
internationalen Kommunikation vermittelt werden.
Auch Sprachen der Nachbarländer wichtig
Als Beispiel für
eine gelungene Form der Sprachenvermittlung führte die Unterrichtsministerin
eine Schule in der Neustiftgasse in Wien an, wo in Kleinstgruppen die
Sprachen der Nachbarländer mit "native speaker" gesprochen
und gelernt werden. Mit diesem "Tandemunterricht" lernten auch die
österreichischen Schüler perfekt Ungarisch, Tschechisch oder Kroatisch.
Neue Abteilung im Ministerium
Schmied räumte ein, dass es nicht
leicht werde, ausreichend Lehrer mit nicht-österreichischen Wurzeln in
Österreich auszubilden. "10 Prozent wäre schon gut im
Pflichtschulbereich", sagte sie. Helfen sollte dabei eine neue
Abteilung im Ministerium, in der das Thema "Integration"
konzentriert wird. Die Leitung für diese Einrichtung solle in den nächsten
Tagen ausgeschrieben werden, kündigte die Ressortchefin an.
Migrantenkinder mit Potential
Österreich könne es sich
ökonomisch und dürfe es sich gesellschaftspolitisch nicht leisten, auf das
Potenzial der Migrantenkinder zu verzichten. Zu den wichtigsten Maßnahmen,
die sie auch beim gestrigen Treffen der EU-Bildungsminister angesprochen
habe, zählen das verpflichtende Kindergartenjahr für 5-Jährige mit
Sprachdefiziten, die gesetzliche Verankerung der Klassenschülerzahl von
maximal 25 und die Sprachförderung.