Endlich geschafft

Schmieds Zentralmatura kommt wie geplant

Teilen

Der Entwurf der roten Bildungsministerin zur Matura-Reform wurde nur mehr minimal abgeändert. Die schriftliche Reifeprüfung bleibt vollzentral.

Mit minimalen Änderungen soll der Entwurf von SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied für die standardisierte Matura am Dienstag den Ministerrat passieren. Neu ist, dass bei den standardisierten schriftlichen Klausuren die Fächer Deutsch, Mathematik und die erste lebende Fremdsprache verpflichtend sind und bei mindestens einer der drei Säulen (schriftliche bzw. mündliche Klausur, vorwissenschaftliche Arbeit) der Schulschwerpunkt berücksichtigt werden muss.

Einigung endlich geschafft
Schmied hat sich am Donnerstagabend mit ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon geeinigt. Mit seiner Forderung, nur einen gewissen Teil der schriftlichen Prüfung zentral vorzugeben, konnte sich Amon nicht durchsetzen. Allerdings soll es bei der schriftlichen Matura in Mathematik je nach Schultyp differenzierte Fragestellungen geben.

Start im Schuljahr 2013/14
Die neue Matura soll aus drei voneinander unabhängigen Modulen bestehen: Einer "vorwissenschaftlichen Arbeit", schriftlichen Klausuren mit zentral vorgegebenen Fragen, die vom jeweiligen Lehrer nach einem ebenfalls zentral vorgegebenen Lösungsschlüssel korrigiert werden, und den mündlichen Prüfungen mit Fragen zu Themen, die von den Lehrern der Schule im Vorfeld fixiert werden. Die erste neue Matura wird an den AHS im Frühjahr 2014 stattfinden, 2015 an den berufsbildenden höheren Schulen.

Schulautonome Schwerpunkte
Die schulautonomen Schwerpunkte sollen erhalten bleiben, indem die Schüler verpflichtend zumindest eine Prüfung bzw. die vorwissenschaftliche Arbeit zum Schulschwerpunkt (etwa Musik an einem Musikgymnasium) wählen müssen. Somit ist der Schwerpunkt Teil der Matura, wichtig vor allem für die berufsbildenden höheren Schulen.

Mathe und Deutsch
Bei der Mathematik-Klausur wird es einen Kernblock und je nach Schwerpunkt spezifische Ausdifferenzierung geben. Bei Deutsch (bzw. der Muttersprache bei gesetzlichen Minderheitensprachen) und der ersten Fremdsprache (in der Regel Englisch) wird es keine Unterschiede nach Schultyp geben. Hier erwartet man von allen "ein gewisses Level".

Schmied erwartet sich von den standardisierten, zentral vorgegebenen Klausuren - als "hartem Kern" der neuen Matura - "mehr Qualität, mehr Vergleichbarkeit und vor allem Fairness" und einen Wandel in der Lehr- und Lernkultur. Die standardisierte Reifeprüfung sei insgesamt "ein Qualitätsgütesiegel", dass für die Universitäten, Unternehmer, aber auch Eltern und Schüler ein gewisses Niveau sicherstelle - etwa, dass jeder Maturant in der Lage sei, eine vorwissenschaftliche Arbeit zu verfassen. Amon sieht die Matura an internationale Standards herangeführt.

Die Mehrheit der Österreicher scheint die neue Matura zu befürworten: Laut einer aktuellen IFES-Umfrage (500 Befragte ab 18 Jahren) im Auftrag des Unterrichtsministeriums sprechen sich 58 Prozent der Österreicher für eine bundesweite Vereinheitlichung des schriftlichen Teils der Matura an den AHS aus; bei jenen, die ein Schulkind im Haushalt haben, sind 69 Prozent dafür. Ein Viertel der Befragten ist gegen eine standardisierte Klausur, 16 Prozent stehen dem neutral gegenüber.

Lehrer jubeln nicht
Vorsichtig, aber nicht strikt ablehnend haben die Lehrer-Gewerkschafter auf die zentral vorgegebene Klausur reagiert. Man will beobachten, ob es sich in der Praxis bewährt. Es ist aber "nicht unser präferiertes Modell".

FPÖ: "Für zentrale Auswertung"
FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz begrüßt die Reform. Er warnt aber davor, dass die Standards der schriftlichen Zentralmatura zu niedrig angesetzt werden. Schließlich müsste die jungen Leute fit für die Universität sein. Weiters plädiert Rosenkranz nicht nur für eine zentrale Themenvergabe, sondern auch für eine zentrale Auswertung. Studien hätten nachgewiesen, dass verschiedene Lehrer für ein und dieselbe Lösung unterschiedlichste Noten vergeben.

BZÖ: "Nur erster Schritt"
Zur neuen Matura meint BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner, dass nach wie vor eine "Generalreform des österreichischen Schulsystems mehr als überfällig ist". Die vorliegende Reform könne "nur als ein erster Schritt in die richtige Richtung" gesehen werden.

Grüne: "Richtige Richtung"
Der Bildungssprecher der Grünen, Harald Walser, meint fast wortident das Gleiche. Er sieht "einen ersten Schritt in die richtige Richtung", vermisst aber ebenfalls die "unabhängige Bewertung der Arbeiten" und vor allem eine "umfassende Reform des Schulsystems". Derzeit handle es sich um ein "Flickwerk", so Walser.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.