ÖVP-Finanzminister Josef Pröll schiebt der SPÖ die Schuld in die Schuhe. Vom BZÖ bekommt er den Spitznamen "Pröllnocchio".
Zwischen SPÖ und ÖVP sind im Nationalrat am Mittwoch Unstimmigkeiten in Steuerfragen sichtbar geworden. Zwar plädierte ÖVP-Finanzminister Josef Pröll für eine gemeinsame Vorgehensweise in der Koalition. Der Forderung seines Nachredners, SPÖ-Finanzsprecher Kai Jan Krainer, nach einer Einschränkung der Gruppenbesteuerung widersprach er aber von der Regierungsbank aus heftig. Sehr belustigt zeigte sich der Finanzminister über die Steuerexpertise von SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas, die das sozialgerechte Prinzip so erklärte: "Es gibt gute Steuern und es gibt böse Steuern."
Trotz gegenteiligen Versprechens
Pröll verteidigte Pläne zur
Erhöhung bzw. Einführung neuer Steuern trotz anderslautender Versprechen
davor. Es bekräftigte seine Pläne für eine "Ökologisierung" des
Steuersystems. Der Faktor Arbeit solle dagegen entlastet werden, denn es sei
eine Kernaufgabe, Arbeitsplätze zu schaffen. Pröll warnte mit Blick auf die
Gruppenbesteuerung daher davor, Unternehmen zu belasten.
Neue Steuern wegen der SPÖ
Österreich stehe trotz der
einmaligen Krise in der EU gut da, was Arbeitslosigkeit und
Wettbewerbsfähigkeit betreffe, so Pröll weiter. Es gebe dennoch
Handlungsbedarf. Der Konsolidierungsbedarf von sechs Mrd. Euro bis 2013
erfordere einen "nationalen Schulterschluss". Es sei sein Ziel gewesen,
keine neuen Steuern einzuführen, die Koalitionszusammenarbeit erfordere
allerdings Kompromisse, erklärte der Vizekanzler. So habe man sich auf eine
Mischung von einnahmen- und ausgabenseitigen Maßnahmen im Verhältnis 40 zu
60 geeinigt.
BZÖ gibt Spitznamen "Pröllnocchio"
Das BZÖ,
das das Thema der Aktuellen Stunde vorgegeben hat, begrüßte den
Finanzminister mit einer Karikatur, die Pröll als Pinocchio zeigte. Herbert
Scheibner warf Pröll vor, in Sachen Steuererhöhungen gelogen zu haben.
Anstatt die Budgetsanierung durch Einsparungen in der Verwaltung zu
bewältigen, plane Pröll einen "Griff in die Tasche" der Bürger und der
Wirtschaft.
SPÖ pro Vermögenssteuern
Die SPÖ plädierte einmal mehr
für ein "sozialgerechtes" Steuersystem, damit nicht die Opfer der Krise noch
einmal zur Kasse gebeten werden. Finanzsprecher Krainer bekannte sich zu
einnahmenseitigen Maßnahmen, denn derzeit sei es so: "Je weniger persönliche
Leistung, desto geringer die Steuern." Während Arbeit mit 50 bis 60 Prozent
belastet sei, liege diese bei Verpachtungen und Vermietungen unter 40
Prozent und bei Spekulationen bei Null, so Krainer, der für Einschränkungen
bei der Gruppenbesteuerung plädierte.
FPÖ sieht Bürger belastet
Kritik an Pröll kam auch von
FPÖ und Grünen. Der freiheitliche Abgeordnete Bernhard Themessl bemängelte,
dass durch Bankenabgabe, Erhöhungen bei Tabak- und Mineralölsteuer die
Bürger belastet werden. Die Banken bereiteten sich schon darauf vor, die
Bankensteuer den Kunden weiterzugeben, so Themessl.
Grüne wollen "Budgetwahrheit"
Grüne-Chefin Eva
Glawischnig verlangte von Pröll "Budgetwahrheit". Die Wahrheit sei zumutbar.
Es habe ohnehin jeder gewusst, dass die Budgetkonsolidierung ohne
zusätzliche Einnahmen nicht machbar sei. Glawischnig plädierte für eine
Abschaffung von Stiftungsprivilegien, Besteuerung von Finanzspekulationen
und großen Vermögen.
... es ist sinnlos
In der teils heftigen Debatte standen mehrmals
Ordnungsrufe im Raum. Beim BZÖ-Abgeordneten Gerald Grosz ließ es
SPÖ-Nationalratspräsidentin Barbara Prammer allerdings bleiben: "Ihre Rede
strotzt vor Aussagen, die einen Ordnungsruf nach sich ziehen müssten. Ich
tue es aber nicht - wegen Aussichtlosigkeit."