Die wichtigsten Passagen aus 237 Seiten

Sebastian Kurz: Sein neues Buch

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Auf 237 Seiten schildert Ex-Kanzler Sebastian Kurz seine Version seiner steilen Polit-Karriere.

Wien. Mit 17 in die Politik, mit 24 Staatssekretär, dann Minister, zweimaliger Bundeskanzler und schon mit 34 nach mehreren Affären Polit-Pensionist und Unternehmer: Bei Sebastian Kurz ist nichts so wie bei anderen Politikern, sein Aufstieg war steil – sein Fall ebenfalls. Jetzt, ein Jahr später, erzählt Kurz seine Version der Geschichte, eine Journalistin hat sie aufgeschrieben. 14.000 Stück des Buchs wurden gedruckt, vertrieben wird es in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Sebastian Kurz: Sein neues Buch
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Seitenhiebe gibt es einige. Und bei vielen Schilderungen wird es andere Sichtweisen geben. So erzählt Kurz, dass er seine Zweifel an der Machtübernahme 2017 hatte und von Niki Lauda erst überredet werden musste. Eine Darstellung, an der schon Zweifel angebracht sind.

Die wichtigsten Passagen aus dem Buch:

Kurz beschreibt ein Treffen mit Niki Lauda 2017 im Hotel Imperial: Dass ich Obmann werden sollte, stand quasi fest, ohne dass ich es entschieden hatte. Das war ein einschneidendes Erlebnis für mich und ein merkwürdiges Gefühl. Zu wissen, dass etwas für andere bereits als fix galt, was für mich aber nicht fix war. (...) „Die Chance auf einen Sieg ist also 70 Prozent“, meinte Niki. „Ganz klar. Mach es!“

Kurz schildert eine Szene, als er 2011 jüngster Staats­sekretär war und fotografiert wurde: Als ein Passant demonstrativ auf den Boden gespuckt hat, um seine Verachtung zu zeigen, hatte der Fotograf ein Einsehen.

Kurz behauptet nach „Kaffee mit Kern“: SPÖ-Chef wollte 2017 kein Vize sein. Rechnerisch gab es für uns nur zwei Optionen: entweder Türkis-Rot oder Türkis-Blau. Es war damals sehr schnell klar, dass eine Koalition mit der Sozialdemokratie nicht funktioniert hätte, denn Christian Kern war bitterlich enttäuscht über den Ausgang der Wahl. Er hätte nicht im Traum daran gedacht, als Vizekanzler mit mir zusammenzuarbeiten. Der Grund, warum ich das so genau sagen kann, ist ein Treffen mit Kern.

Ibiza: Treffen mit Strache. Heinz-Christian Strache wirkte sehr angespannt und niedergeschlagen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass es ihm nicht möglich war, die Lage genau einzuschätzen. Im weiteren Gespräch mit ihm habe ich dann den Eindruck gewonnen, dass das, was immer da kommen würde, schwerwiegend sein könnte. (…) Strache war vor allem wichtig, dass die türkis-blaue Zusammenarbeit weitergeht. Aber ich habe ihm nie versprochen, dass es durch seinen Rücktritt eine Garantie dafür gibt.

Trotz Ibiza: Überschwängliches Lob für Türkis-Blau: Über Heinz-Christian Strache und das FPÖ-Regierungsteam werde ich nichts Schlechtes sagen. (…) Auf das, was in dieser Zeit erreicht wurde und in dieser Regierung gelungen ist, bin ich sehr stolz. Und das kann auch Strache sein.

Ermittlungen als Chance für die Grünen. Im Oktober 2021 standen Ermittler der WKStA in der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse in Wien, im Bundeskanzleramt und im Finanzministerium. Diese Ermittlungen bedeuteten eine taktische Chance für die Grünen und diese Chance hat Werner Kogler genutzt. Ob ihm und den Grünen dieses parteitaktische Manöver langfristig etwas gebracht hat, wird die Zukunft zeigen. (...) Ich habe Werner Kogler später einmal im Parlament getroffen und wir haben ein längeres Gespräch geführt. Dabei hatte ich den Eindruck, dass ihm die Situation fast ein bisschen unangenehm war.

Chats: Nur eine einzige Whats­App findet Kurz falsch. Rückblickend gesehen war es wahrscheinlich ein Fehler, sich mit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft anzulegen, zumindest für mich persönlich. (…) Bei all dem, was auch ich in den Chats geschrieben habe, gibt es in meinen Augen eigentlich nur eine einzige Nachricht, die man mir vorwerfen kann. Und zwar, dass ich über meinen Vorgänger Reinhold Mitterlehner bestätigend geschrieben habe, er sei ein „Oarsch“.

Kurz beklagt die Silberstein-Methoden gegen ihn. Es ist wohl auch kein Zufall, dass damals das Gerücht auftauchte, ich sei schwul und hätte Angst, mich zu outen. Weder das eine noch das andere stimmt. Weder das eine noch das andere sollte problematisch sein. Trotzdem wurde es über die Jahre immer wieder verbreitet – oftmals gerade von all jenen, die sich Toleranz an die Fahnen heften.

Kurz zur Schmuddelkarikatur über seine Freundin Susanne im „Falter“: Der Falter hat meine Freundin auf seinem „Best of Böse“-Cover als nackte Muttergottes gezeigt und der Presserat, der von der ehemaligen SPÖ-Justizministerin Maria Berger geleitet wird, sah dies als medienethisch zulässig an. (...) Familienmitglieder (...) in eine ­politische Auseinandersetzung hineinzuziehen, ist meiner Ansicht nach nicht notwendig.

Und so erfuhr er von der Schwangerschaft: Das erste und einzige Mal, dass mich Susanne im Bundeskanzleramt besucht hat, war jener Tag, an dem sie mir mit­geteilt hat, dass wir Nachwuchs erwarten. Zunächst dachte ich, es muss etwas Schreckliches passiert sein, jedenfalls etwas sehr Wichtiges, weil sie plötzlich in meinem Büro stand. Gott sei Dank hat sich nur bestätigt, dass es sehr wichtig war, denn sie strahlte über das ganze Gesicht.

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