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Chronologie

So verlief Straches Rücktritt

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Dieser Skandal war Straches letzter: Das war sein letzter Tag als Vizekanzler und FPÖ-Chef.

Wien. Wien. Um Punkt 12.25 Uhr war HC Strache Geschichte: Nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos durch deutsche Medien, in dem Strache einer vermeintlichen russischen Oligarchin Staatsaufträge gegen (verdeckte) Parteispenden offerierte, war es aus. Strache erklärt just in dem Saal, in dem 17 Jahre vorher Susanne Riess-Passer und Karl-Heinz Grasser zurückgetreten waren, seinen Abschied von der Politik.

Strache ging schon am Mittwoch in Krisenmodus

Turbulente Stunden. Die Stunden zuvor waren mehr als turbulent für den nunmehrigen Ex-Vizekanzler gewesen: Am Mittwoch erfuhr Strache, dass es das Video gibt – und ging sofort in Krisenmodus.

In der Nacht auf Samstag beriet sich Strache mit seinen engsten Vertrauten: Herbert Kickl, Norbert Hofer und Harald Vilimsky. Es war nicht allen klar, dass man so einen Jahrhundertskandal politisch nicht überstehen kann. Strache, der in 14 Jahren FPÖ-Obmannschaft schon so einiges überlebte hatte, wollte an sich bleiben. Doch die ÖVP machte schnell klar: Mit Strache als FPÖ-Chef geht es sicher nicht weiter.

Auf Video: Sex-Gerüchte um Kanzler und Kern

Sex-Partys. Was Strache aber wohl endgültig ins Aus katapultiert haben dürfte, sind die Sexgerüchte, die er in dem Video über Sebastian Kurz und Christian Kern geäußert hatte (siehe Seite 6).

Samstag, 9.45 Uhr. Und so trafen Strache, sein Vize Norbert Hofer sowie nach und nach alle weiteren FPÖ-Minister (mit Ausnahme Mario Kunaseks, der in der Steiermark Parteitag hatte) in Straches Büro im Palais Dietrichstein neben dem Kanzleramt ein. Man bringt Bier und Brötchen.

Strache nur eine knappe Stunde bei Kanzler Kurz

Samstag, 11 Uhr. Um 11 Uhr geht Strache durch einen un­terirdischen Gang, ungesehen von Dutzenden Kamerateams, zu Kurz ins Kanzleramt: Er ist nur eine knappe Stunde dort – Strache wird später sagen, dass Kurz seinen Rücktritt annimmt.

Samstag, 12.15 Uhr. Ein sichtlich getroffener Strache tritt zusammen mit den ­Ministern Karin Kneissl, Beate Har­tinger-Klein, Herbert Kickl und Norbert Hofer vor die Kameras – Dutzende Teams aus ganz Europa sind gekommen, die Stimmung im Saal hoch angespannt. Strache ist leichenblass.

Strache erklärt in elf Minuten sein Ende

Samstag, 12.25 Uhr. Strache redet elf Minuten, beginnt mit Angriffen – er spricht von Silberstein-Methoden und einem „politischen Attentat“ auf seine Person (siehe rechts). Dann aber geht er in Sack und Asche, entschuldigt sich geknickt bei seiner Frau und beim Kanzler – die Stimme bricht bei dieser Passage. Um Schlag 12.25 Uhr kommt dann der Satz: Er habe Kurz den Rücktritt angeboten – auch als FPÖ-Chef will er gehen. Aus und Ende von 14 Jahren in der Spitzenpolitik.

"Hoffe, Philippa, du kannst mir verzeihen"

  • Strache über die geplatzte Bombe: „Das Gerücht lag schon länger in der Luft, dass über das Ausland wahlbeeinflussendes Dirty Campaigning oder geheimdienstlich gesteuerte Aktionen zu befürchten sind.“
  • Über die „Falle“: „Ja, es war eine b’soffene G’schicht, und ich war mit lockerer Zunge verleitet, über alles und jeden zu polemisieren. Meine Äußerungen waren nüchtern gesehen katastrophal und ausgesprochen peinlich. (…) Ja, das war ein politisches Attentat – wer geglaubt hat, dass mit Silberstein das niederträchtigste Niveau erreicht war, wird eines Schlechteren belehrt.“
  • Er entschuldigt sich: „Ich stehe nicht an, all jene um Entschuldigung zu bitten, die ich (…) mit unbedachten Äußerungen beleidigt habe. Auch beim Kanzler, über den ich damals unüberprüfte, schmutzige Gerüchte gestreut habe.“
  • An seine Frau: „Es war ein typisch alkoholbedingtes Machogehabe. (…) Damit habe ich letztlich den wichtigsten Menschen in meinem Leben zutiefst verletzt, meine Frau und liebe Philippa. Ich kann verstehen, dass du verletzt und enttäuscht bist, und hoffe, du verzeihst mir.“

Stellvertreter Norbert Hofer übernimmt Partei

  • Er wehrt sich: „Ich weiß sehr genau, niemals etwas Gesetzwidriges angeboten oder gemacht zu haben, und werde daher auch alle rechtlichen Schritte unternehmen.“
  • Rücktritt: „Es gibt noch viel zu tun. Meine Person darf nicht der Grund dafür sein, einen Vorwand zu liefern, diese Regierung zu sprengen. Deshalb habe ich heute um 11 Uhr ein Gespräch mit dem Herrn Bundeskanzler gehabt, wo ich meinen Rücktritt von der Funktion des Vizekanzlers angeboten habe, und er diese Entscheidung annehmen wird. Darüber hinaus werde ich am Sonntag im Bundesparteipräsidium meine Übergabe als Bundesparteihauptmann sicherstellen. (…) Norbert Hofer soll das übernehmen.“
G. Schröder
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