Politik-Insider

So will die ÖVP den Kanzlerjob noch einmal retten

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Nehammer trotz Absturz gestärkt, jetzt will er mit Duell gegen Kickl punkte.

Zwischen Depression und Hoffnung. Dass die ÖVP viel – sehr viel – am Sonntag verloren hat, können nicht einmal die größten Zwangsoptimisten der ÖVP leugnen. Ihnen blieb aber der von manchen Instituten prognostizierte Total-Absturz erspart.

Die ÖVP hat zwar im Schnitt so viel verloren wie zuletzt bei Landtagswahlen. Aber: „Wir liegen viel näher als angenommen hinter der FPÖ“, sagt ein VP-Wahlkämpfer.

Kanzler Nehammer trotz Flop gestärkt

Nehammer hat jetzt jedenfalls wieder Luft gewonnen. Wäre seine Partei bei der EU-Wahl tatsächlich unter 20 Prozent gerutscht, wäre wohl in der türkisen Welt eine Obmanndebatte ausgebrochen. Manche hätten nach einem Comeback von Sebastian Kurz, andere nach Magnus Brunner gerufen.

Jetzt kann Nehammer bleiben und – auch anhand des EU-Wahlergebnisses – wirklich ein Duell gegen FPÖ-Chef Herbert Kickl vor der Nationalratswahl ausrufen.
Nehammer will

„Aufholjagd starten“

Losung. Kanzler Nehammer sagt offen, dass „wir jetzt die Aufholjagd starten. Platz eins sei in Griffweite“. Dabei musste die ÖVP gestern stundenlang zittern, ob sie überhaupt Platz zwei schafft.
In der ÖVP hoffen die Strategen, dass der Platz 1 für die FPÖ – zum ersten Mal in der Geschichte der Zweiten Republik – jetzt „die Wähler und die ÖVP-Funktionäre aufrütteln“ werde. Sie hoffen auf einen Schock- und Angsteffekt.

Dementsprechend will Nehammer auch das permanente Match mit Kickl. „Damit könnten wir auch einstige Wähler der SPÖ ansprechen, die Kickl verhindern wollen.“ Deswegen sei der Platz 2 bei der EU-Wahl für die ÖVP auch so wichtig gewesen. Aber: In der ÖVP kämpfen zwei unterschiedliche Lager um den Kurs. Die einen – viele der früheren Getreuen von Sebastian Kurz – sehen vor allem die SPÖ als Feindbild. Ihr Kurs wird schwerlich rote Wähler ködern können. Die anderen, die lieber auf einen Mitte-Kurs setzen wollen, streben auch nach der Wahl eine Koalition mit der SPÖ statt mit der FPÖ an. Diesem Lager gehört freilich auch Nehammer selbst an.

Das Total-Debakel für Nehammer dürfte letztlich Niederösterreich verhindert haben, die ihre Funktionäre zuletzt massiv mobilisiert hatten und am Ende ihr Land vor der FPÖ halten konnten. Ob das auch im Herbst gelingt? „Wir haben jetzt zumindest eine Chance“, hofft man in der ÖVP.

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