Stichwahl

"Dankl-Effekt": Wird Mozartstadt kommunistisch?

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Salzburg erlebt am Sonntag wohl die spannendste Wahl der Nachkriegsgeschichte:  

Schafft es Kay-Michael Dankl (35), smarter Kandidat der KPÖ+, in den Sessel des Bürgermeisters? 28 %hatte der Mann, der keine Angst davor hat, sich "Kommunist zu nennen" im ersten Wahlgang. Damit lag er nur knapp hinter SP-Kandidat Bernhard Auinger (50), der auf 29,4 % kam.

Der Papierform nach müsste Auinger gewinnen: ÖVP und FPÖ haben den SPÖ-Chef als "kleineres Übel" erklärt und ihre Anhänger zu seiner Wahl aufgerufen. Außerdem hatte Auinger in den großen Stadtteilen Lehen, Maxglan und Taxham die Nase vorn gehabt.

Doch Salzburgs Wähler sind unberechenbar: Hatte bis 2017 SPÖ-Mann Heinz Schaden die Nase vorn, so konnte danach der schwarze Fahrschulbesitzer Harry Preuner, das Büro im Schloss Mirabell beziehen -seine Fahrschul-Autos gehören zum Stadtbild und verschafften ihm Bekanntheit.

Auinger hat ein Riesenhandicap: Der frühere Porsche-Betriebsrat war schon zwei Mal in der Stichwahl gescheitert. Entsprechend angespannt war er in der TV-Konfrontation mit Dankl, die oe24. TV am Freitagabend ausstrahlte -, auch wenn er sich siegesgewiss zeigte.

New Kid. Doch Dankl hat die Aura des "New Kid on the Block": Er gibt sich locker, duzt sein Gegenüber Auinger, setzt konsequent auf das Wohnthema. 15.000 Wahlkarten wurden für die Wahl beantragt -das macht die Sache mehr als spannend.

SPÖ-Hoffnung. Die SPÖ hat zwar noch ein Eisen im Feuer: Landesparteichef David Egger zwang in seiner Heimatgemeinde Neumarkt VP-Bürgermeister Adi Rieger in die Stichwahl. Ersatz für den Bürgermeister der Stadt ist das freilich keiner.  

Dankl: »Würde als Kommunist auch die Festspiele eröffnen«  

Video zum Thema: FELLNER! LIVE: Bernhard Auinger vs. Kay-Michael Dankl

oe24.TV: Herr Auinger, was macht Sie zum besseren Bürgermeister.

Auinger: Ich bin seit sechs Jahren in der Stadtregierung, habe ein großes Budget und 800 Mitarbeiter. Es braucht Erfahrung und ich glaube deshalb. dass ich als Erster durchs Ziel gehe.

oe24.TV: Herr Dankl?

Dankl: Wir haben einen anderen Zugang, den Blick von unten. Wir setzen auf das Thema "Leistbares Wohnen". Da wollen die Menschen, dass gehandelt wird. Viele wählen eine neue Partei und nicht eine, die schon lang an der Macht ist.

oe24.TV: Herr Auinger, fürchten Sie sich vor einem KPÖ-Bürgermeister?

Auinger: Angst ist ein schlechter Ratgeber und vor jemanden zu warnen der falsche Ansatz. Ich will aber Bürgermeister für alle Salzburgerinnen und Salzburger sein,

oe24.TV: Herr Dankl, warum muss man als KPÖ antreten?

Dankl: Man muss nicht, aber man kann. Es gibt da Zuspruch der Wählerinnen und Wähler, die sagen, es geht nur noch um Geld und Kapital. Man sieht an Graz, dass man - auch wenn man von der ÖVP einen Schuldenberg von 1,6 Milliarden Euro erbt - eine Politik für Menschen machen kann.

oe24.TV: Graz ist Vorbild?

Dankl: Man kann Elke Kahr nicht kopieren aber man kann einige Dinge von ihr übernehmen.

oe24.TV: Soll Salzburg wirklich Graz werden?

Auinger: Nein, denn es gibt auch negative Seiten seit Kahr Bürgermeisterin ist. Ich bin Sozialdemokrat, wir wollen für alle bessere Lebensbedingungen. Die Kulturstadt Salzburg braucht wirklich keinen kommunistischen Bürgermeister.

oe24.TV: Herr Dankl, warum distanzieren sie sich nicht von den Komminismus-Verbrechen?

Dankl: Es ist wichtiger wofür man steht als der Name. Die KPÖ hat ja in Österreich nie Verbrechen begangen. Man kann natürlich international schauen, das stimmt. Aber man hat der ÖVP den Austrofaschismus auch nicht vorgeworfen, weil sich eben die Organisation geändert hat. Grundidee des Kommunismus bleibt eine gerechte Gesellschaft.

oe24.TV: Sind Sie Kommunist?

Dankl: Ja, wenn man bei der KPÖ ist, ist man Kommunist.

oe24.TV: Herr Auinger. schließen Sie nach der Wahl einen Pakt mit den Kommunisten?

Auinger: Ich setze auf breite Mehrheiten, wir haben ja eine Proporz-Stadtregierung, Es wird aber durchaus auch Einzelvereinbarungen mit Parteien geben.

oe24.24: Herr Dankl, werden Sie als KPÖ-Bürgermeister auch die Salzburger Festspiele eröffnen?

Dankl: Ich würde hingehen, einen meiner vier Anzüge anziehen und auch eine Rede halten. Mein Wunsch wäre aber auch, dass viel mehr Salzburgerinnen und Salzburger die Festspiele besuchen als das derzeit der Fall ist.  

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