Kurz hatte zuvor die EU in Interviews mit europäischen Zeitungen und in einem Tweet dazu aufgerufen, sich vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht erpressen oder bedrohen zu lassen.
Ankara/Wien/Athen. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) scharf angegriffen. "Die eigentliche große Bedrohung für die EU und deren Werte stellt die verzerrte Ideologie dar, die Kurz vertritt", schrieb Cavusoglu Samstag auf Twitter. "Diese abstoßende Politik, die auf Rassismus, Fremden- und Islamfeindlichkeit beruht, ist die kranke Denkweise unserer Zeit", so Cavusoglu.
Cavusoglu reagierte damit auf Aussagen des Kanzlers. Kurz hatte zuvor die EU in Interviews mit europäischen Zeitungen und in einem Tweet dazu aufgerufen, sich vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht erpressen oder bedrohen zu lassen. "Es braucht vielmehr volle Solidarität mit #Griechenland und einen ordentlichen Schutz der #EU-Außengrenzen", schrieb der Bundeskanzler auf Twitter.
Kurz wünscht sich mehr Einigkeit
Dem deutschen "Handelsblatt" (Samstag-Ausgabe) sagte Kurz, es existiere noch keine geschlossene Haltung der EU-Mitgliedsländer gegenüber dem türkischen Präsidenten Erdogan. Kurz wünscht sich deshalb mehr Einigkeit. "Ich wünsche mir eine geeinte Europäische Union, die entschlossen dagegen vorgeht. Dass dies nicht geschieht, kann ich nicht nachvollziehen", sagte er der Zeitung. Kurz verurteilte, dass Erdogan versuche, Türken oder türkischstämmige Migranten, die in Westeuropa leben, für seine Zwecke zu instrumentalisieren.
Hintergrund ist der Streit zwischen Ankara und Athen um Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer. Erdogan hatte Griechenland zuletzt erneut mit Konsequenzen gedroht. Die Türkei sei in dem Konflikt "zu allen Möglichkeiten und allen Konsequenzen bereit", sagte Erdogan am Samstag in einer Rede in Istanbul.
Wegen eines Streits um weitere Gelder für das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei hatte Ankara Ende Februar erklärt, die Grenze zur EU sei für Migranten offen. Daraufhin machten sich Tausende Menschen auf den Weg, um aus der Türkei nach Griechenland und somit in die EU zu gelangen. Griechenland ließ sie jedoch nicht passieren.