Bildungsminister sei "nicht bereit zuzuhören"

Unabhängige Gewerkschafter fordern Polaschek-Rücktritt

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Bildungsminister sei ''nicht bereit zuzuhören, Bedenken ernst zu nehmen oder gar Fehler einzugestehen''.

Wien. Nach dem ersten Auftritt von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in der ORF-"Pressestunde" haben nach dem Salzburger Landesverband der Elternvereinigungen an höheren und mittleren Schulen (SLEV) am Montag auch die Unabhängigen LehrergewerkschafterInnen (ÖLI-UG) "mit Nachdruck" dessen Rücktritt gefordert. Er ignoriere die massenhaften Infektionen an den Schulen und sei "nicht bereit zuzuhören, Bedenken ernst zu nehmen oder gar Fehler einzugestehen".

Der Minister habe trotz hoher Infektionszahlen erst Anfang März das Zurückfahren der Schutzmaßnahmen in den Schulen verordnet, nun sollen diese neuen Regeln (z.B. keine Maske im Klassenzimmer) trotz Rekord-Inzidenzen bis zu den Osterferien unverändert bleiben. "Darüber können wir nur den Kopf schütteln", so die ÖLI-UG in einer Aussendung.

Auch Forderungen von Schülervertreterinnen und -vertretern, die schwierige Situation während der Pandemie bei den Abschlussprüfungen zu berücksichtigen, ignoriere der Minister. Salzburger Elternvertreter hatten bereits am Sonntag gewarnt, dass die dramatische, regional unterschiedliche Beeinträchtigung des Schulbetriebs durch die Corona-Infektionszahlen "die diesjährige Zentralmatura ad absurdum" führe und wegen Polascheks Festhalten an einer verpflichtenden mündlichen Reifeprüfung den Rücktritt des Ministers gefordert.

ÖLI-UG: "Nur mehr blamabel"

Auch in Bezug auf die Betreuung von aus der Ukraine geflohenen Kindern und Jugendlichen fühlen sich die Schulen laut ÖLI-UG allein gelassen. Die betreffenden Schulen und das Lehrpersonal würden sich erfahrungsgemäß selbstverständlich und uneigennützig engagieren. Dass es dafür aber kein zusätzliches Budget oder Unterstützungspersonal gebe, sei nur mehr blamabel.

Polaschek habe keine Ahnung von der Situation an den Schulen. Seine Aussage in der Pressestunde, dass er "ein fleißiger, intensiv arbeitender Mann" sei, "verstört uns alle und lässt uns ratlos zurück", so die ÖLI-UG mit Verweis auf die stark erschöpften Lehrer sowie stark belasteten Schüler und ihre Eltern.

Kritik kam auch vom Sozialdemokratischen LehrerInnenverein (SLÖ). "Der Bildungsminister versteckt sich in seinem Pandemie-Nicht-Management hinter der Durchseuchungslotterie der Bundesregierung und entschuldigt eine fehlende Offensive in der Elementarpädagogik mit dem Föderalismus. Sein nichts aussagender Auftritt in der ORF-Pressestunde hat in vielen Schulen zur Frage geführt, warum dieser 'fleißig intensiv arbeitende Mann' noch Minister ist, wenn er für die aktuellen zentralen Probleme keine Lösungsansätze aufzeigen kann", kritisierte Bundesvorsitzender Thomas Bulant. Er forderte u.a. mehr Personalressourcen und psychologische Unterstützung für die Volksschulen.

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