Traurige Studie: Österreichs Bildungsanstrengungen können international nicht mithalten.
Eine neue OECD-Studie "Bildung auf einen Blick 2008" streicht zwar ein paar wenige positive Tendenzen im österreichischen Bildungssystem hervor, "Die Entwicklung reicht aber nicht aus", schreibt die OECD, um etwa bei der Studierendenquote zu den übrigen OECD-Ländern aufzuschließen.
Mängel trotz positiver Tendenzen
Als Positiv wird etwa der "deutlich
gestiegene" Anteil der Studienanfänger oder die gesunkenen
Drop-Out-Raten an den Hochschulen angemerkt. Seit 1995 hat sich nämlich der
Anteil der Hochschulabsolventen eines Altersjahrgangs von zehn auf 21
Prozent mehr als verdoppelt. Dennoch bleibe damit "der Anteil der
Hochqualifizierten je Jahrgang der drittniedrigste in der OECD vor der
Türkei und Griechenland und gleichauf mit Deutschland", schränkt die OECD
diesen Zuwachs ein. Das gilt ebenso für den seit 1995 von 27 auf 40 Prozent
gestiegenen Anteil der Jugendlichen, die ein Studium beginnen, oder die von
35 auf 29 Prozent gesunkene Drop-Out-Rate an den Hochschulen.
Denn einerseits bleibt die Akademikerquote an der 25- bis 64-jährigen Bevölkerung in den vergangenen Jahren unverändert bei 18 Prozent und damit deutlich unter dem OECD-Schnitt von 27 Prozent.
Zahl der Studienanfänger international höher
Andererseits
unterscheidet sich im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der
Akademikeranteil unter den Jüngeren (25 bis 34 Jahre) nur wenig von jener
Generation, die bald den Arbeitsmarkt verlassen wird. Zudem ist auch in
jenen Bereichen, wo Österreich Zuwächse und Verbesserungen verzeichnen
konnte, die internationale Entwicklung ungebrochen und die Zuwächse oft
deutlich stärker als hierzulande. So ist etwa die Studienanfängerquote in
Österreich seit 1995 um 13 Prozentpunkte gestiegen, im OECD-Raum allerdings
um 19 Prozentpunkte.
Bessere Chancen für Akademikerkinder
Dem steht eine nach wie
vor "starke sozioökonomische Selektion beim Hochschulzugang" (OECD)
gegenüber. So ist in Österreich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind aus
einer Akademikerfamilie ein Studium beginnt, mehr als doppelt so groß als
der Anteil solcher Familien an der Gesamtbevölkerung. Anderen Ländern wie
Irland oder Spanien würde es "wesentlich besser gelingen, allen - unabhängig
vom sozialen Hintergrund - einen höheren Bildungsabschluss zu ermöglichen",
heißt es in der Studie.
Wenig Bildungsausgaben
Auch die Bildungsausgaben bleiben in
Österreich im internationalen Vergleich niedrig und in den vergangenen
Jahren konstant, gleich ob man sie an den gesamten Staatsausgaben oder am
Bruttoinlandsprodukt misst. Dennoch liegen die jährlichen Ausgaben pro
Schüler bzw. Student in der OECD im Spitzenfeld.
Kritik an Studiengebühren
Auch Stoff für die derzeitige
Studiengebühren-Diskussion liefert die OECD-Studie: Die Experten sehen in
hohen Studiengebühren zwar "möglicherweise ein Hindernis für die Aufnahme
eines Studiums". Gleichzeitig könne aber auch ein Verzicht auf
Studiengebühren allein die Probleme bei Zugang und Qualität der Bildung im
Uni-Bereich "vollständig lösen"
Reaktionen der Politiker
Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V)
erwartet sich angesichts des "anhaltenden Trends zu höherer Bildung"
"langfristig eine spürbare Erhöhung des Akademikeranteils an der
Erwerbsbevölkerung". Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) sieht dagegen
weiterhin "großen Handlungsbedarf im Bildungssystem" und kritisierte dessen
geringe Chancengerechtigkeit.