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Video schockt

Golan-Massaker: Ein Blauhelm wehrt sich

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Österreichische Blauhelme warnen Syrer nicht vor, dass sie direkt in einen Hinterhalt fahren.

Es ist ein kurzes Video, über das jetzt in aller Welt debattiert wird. Der Film beginnt gleich mit dramatischen Szenen: Ein weißer Pick-up rast auf einer Sandstraße auf syrischem Grenzgebiet. Auf der Ladefläche kauern einige Männer. Nach nur acht Sekunden fällt der erste vom fahrenden Truck. Plötzlich ist auch ein Kommentar im österreichischen Dialekt zu hören: „Ana is scho owagfoiln.“

Dann geht es Schlag auf Schlag. Die Männer stehen unter Dauerfeuer. Kommentar auf Österreichisch: „A poar Tote san des scho.“ Das Video, das dem Falter zugespielt wurde, ist äußerst brisant: Aufgenommen wurde es am 29. September 2012 von österreichischen Blauhelmen, die am Golan stationiert waren.

Hinterhalt

Der Vorwurf: Die Soldaten haben zuvor beobachtet – und auch gefilmt –, wie Kriminelle einen Hinterhalt errichten. Als etwa eine Stunde später der weiße Pick-up mit den Syrern die Soldaten passiert, und sie auch ins Gespräch kommen, sprechen die Blauhelme keine Warnung aus.

Völkerrechtsexperte Manfred Nowak meint, schlimmstenfalls müssen die Soldaten nun mit einer Anklage wegen Beihilfe zum Mord rechnen, „sie hätten die Pflicht gehabt, die Syrer zu warnen“.

Die Aufregung ist enorm. Die UNO in New York und das Verteidigungsministerium in Wien wollen rasche Aufklärung (Kasten rechts unten).

Soldat: "Sie wären auf der Abschussliste gestanden"

Auftrag. Jetzt meldete sich auch ein Ex-Kollege der Soldaten. Er selbst war Teil der 50-köpfigen Kompanie am Golan. „Sie haben zu 100 Prozent korrekt gemäß unserem Auftrag gehandelt“, sagte der Steirer Markus H. den Salzburger Nachrichten, „der Auftrag lautete: nicht einmischen.“

Bei diesem konkreten Einsatz war H. nicht dabei, er verteidigt aber resolut das Verhalten der Österreicher. Hätten sie die Syrer vorgewarnt und der Hinterhalt wäre aufgeflogen, „dann wären die UN-Soldaten auf der Abschussliste der Bewaffneten gestanden“. Die Soldaten hatten keine kugelsicheren Westen und jeder nur 30 Schuss Munition.

UNO verurteilt Verhalten & Heer startet Untersuchung

Nach der Veröffentlichung des Skandal-Videos von den Golan-Höhen fackeln die Verantwortlichen nicht lange. Das österreichische Verteidigungsministerium setzte noch am selben Tag eine Untersuchungskommission ein, die die schockierenden Vorfälle „lückenlos aufklären soll“, wie Minister Mario Kunasek sagt (FPÖ). Die nahm bereits gestern ihre Tätigkeit auf.

Indes schaltete sich die UNO, in deren Auftrag die Austro-Blauhelme 2012 am Golan waren, in die Causa ein: Ein Sprecher nennt das Video „verstörend“. Man werde der Sache „aktiv in Zusammenarbeit mit den österreichischen Behörden nachgehen“, hieß es in einem Statement. Der Vorfall selbst sei bekannt gewesen.

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