Ende für Vizebürgermeisterin

Vassilakou: "Zeit für Generationenwechsel"

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Bis zu ihrem Rückzug will sie "große Vorhaben auf Schiene bringen".

In einer persönlichen Erklärung legte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou am Sonntag ihre Pläne für die Zukunft vor: „Ich kandidiere nicht mehr als Spitzenkandidatin der Wiener Grünen. Als Vizebürgermeisterin und Stadträtin stehe ich längstens bis zur Rechnungsabschlusssitzung des Wiener Gemeinderates im Juni 2019 zu Verfügung. Über diesen Zeitpunkt hinaus nicht mehr. Bis dahin muss die Übergabe an meinen Nachfolger oder meine Nachfolgerin stattfinden. Ich werde ein tipptopp geführtes Ressort übergeben.“
 
Vassilakou wurde in Athen in den dunklen Zeiten der Militärjunta geboren. „Ich hatte eine glückliche Kindheit. Ich wuchs dort auf, wo die Stadt endete. Hinter unserem Haus waren Olivenhaine und Weinfelder. Nach der Schule schwirrten wir aus und niemand rief nach uns, bis die Sonne unterging. Dann wurde dort gebaut, ohne jede Grünraumplanung. Alles, was ich liebte, verschwand in einer Betonwüste“, skizzierte Vassilakou in einer rund 20-minütigen Rede ihre Beweggründe, eine leidenschaftliche Planungsstadträtin zu werden.
 

Seit 2010 Vizebürgermeisterin

1986 kam sie mit knapp 18 Jahren zum Studieren nach Wien („Ich stand mit meinem Koffer etwas verloren am Südbahnhof.“) - und blieb. Nach ihrem Engagement in der Österreichischen HochschülerInnenschaft zog sie 1996 für die Grünen Wien als erste nicht gebürtige Österreicherin in der Geschichte der Zweiten Republik in den Gemeinderat ein und wurde Integrationssprecherin. 2001 stieg sie zur nicht amtsführenden Stadträtin auf, 2004 wurde sie Klubobfrau, 2010 führte sie die Wiener Grünen in die erste rot-grüne Koalition Österreichs - 2015 wurde die Koalition fortgesetzt.
 
Vassilakou ist seit 2010 Vizebürgermeisterin der Stadt Wien und Stadträtin für Verkehr, Stadtplanung, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung.
 
„Ich liebe es, gemeinsam mit den WienerInnen Projekte umzusetzen. Projekte, auf die man nachher stolz sein kann - und die jede Auseinandersetzung wert waren. Viele Errungenschaften der vergangenen Jahre können Sie jeden Tag erleben“, sagt Vassilakou, „Das macht mich glücklich und dafür brenne ich als Politikerin.“
 

Dankbar für Privileg

„Ich bin glücklich und dankbar für das Privileg, acht Jahre an der Spitze der lebenswertesten Stadt der Welt gearbeitet zu haben - das ist harte Arbeit und das ist das Verdienst von uns allen - von BürgerInnen, die sich täglich engagieren, von MitarbeiterInnen der Gemeinde, die unglaublich viel leisten. Mein Fokus liegt jetzt zu 100 Prozent auf meiner Arbeit für diese Stadt. Ich will die nächsten Monate im Ressort dazu nutzen, um alle wesentlichen Vorhaben dieser Legislaturperiode abzuschließen bzw. so auf Schiene zu bringen, dass sie rechtzeitig abgeschlossen werden können", sagte eine sichtlich bewegte Vizebürgermeisterin.
 

Rückblick und Ausblick

Vassilakou zeigt sich über das Erreichte stolz. Zu ihren wichtigsten Projekten zählen unter anderem die Mariahilfer Straße, die 365-Euro-Jahreskarte, der neue Stephansplatz und Vorsorge für 10.000 neue Wohnungen jährlich. In den verbleibenden Monaten möchte die scheidende Vizebürgermeisterin die Umgestaltungen der Rotenturmstraße, des Schwedenplatzes, der Argentinierstraße und des Reumannplatzes umsetzen.
 
Auch die City-Maut befindet sich auf dieser Liste. „Der Vorschlag einer City-Maut war mein Ernst und der Beginn einer fraktionsübergreifenden Debatte. Die begonnenen Gespräche werden ab September fortgesetzt. Mein Ziel ist es, möglichst alle Fraktionen für einen gemeinsamen Weg zu gewinnen, um die tägliche Verkehrsbelastung an den Wiener Einfallstraßen in den Griff zu bekommen“, erklärt die Noch-Verkehrsstadträtin.

Grüne zollen Respekt

Die Grünen Österreich zollen der Grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou großen Respekt für ihre Entscheidung, die Staffel weiterzugeben. „Maria Vassilakou hat einen großen Anteil daran, dass Wien zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt wurde. Ihre Projekte für eine moderne und grüne Metropole sind gut sichtbar. Ihre Entscheidung, an die nächste Führungsgeneration der Grünen zu übergeben und nicht mehr selbst zu kandidieren, ist zu respektieren“, kommentiert die grüne Vizechefin Regina Petrik die heutige Ankündigung Vassilakous. „Dass Maria Vassilakou eine geordnete Übergabe mit der ihr nachfolgenden Person plant, ist professionell und passt in ihr bisheriges Wirken. Sie kündigt ihren wohlüberlegten Schritt rechtzeitig an, um den bestmöglichen Übergang zu ermöglichen“, lobt Petrik ihre Parteikollegin.
 
Die grüne Vizechefin ist sicher, dass Maria Vassilakou eine nachhaltige Wirkung in Wien hinterlassen wird. „Die Wienerinnen und Wiener können sich dank Vassilakous Beharrlichkeit über das 365-Euro-Ticket genauso freuen wie über mehr Grünraum, verkehrsberuhigte Zonen, aber auch den Fokus auf sozialen Wohnbau. Mary, du hast vieles auf Schiene gebracht. Wir danken dir für deinen Einsatz und deine Umsetzungskraft.“
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