Amtswegiges Verfahren nach Beschwichtigung durch den Hauptverband.
Nach der Aufregung um Engpässe in der kindermedizinischen Versorgung in Wien schaltet sich nun die Volksanwaltschaft ein. Es werde ein amtswegiges Prüfverfahren geben, hieß es am Dienstag in einer Aussendung. Unmittelbarer Anlass waren Aussagen des stellvertretenden Chefs des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, Bernhard Wurzer, im Ö1-"Morgenjournal".
"Wir haben ein sehr, sehr gutes System und wir jammern auf einem sehr, sehr hohen Niveau", hatte Wurzer gesagt und auf die im Vergleich zu München bessere kinderärztliche Wochenendversorgung in Wien verwiesen. SP-Volksanwalt Günther Kräuter wollte das nicht auf sich beruhen lassen. Wurzers Aussage "ist aus Sicht der Volksanwaltschaft keine adäquate Reaktion auf die offensichtliche kinderärztliche Unterversorgung".
Genaue Prüfung
Kräuter will daher den Hauptverband und auch das Gesundheitsministerium in dieser Frage unter die Lupe nehmen. Ziel des Prüfverfahrens sei eine Analyse der Defizite und Probleme sowie rasche Reformen im Interesse der Kinder und Jugendlichen. Aus gesundheitspolitischer Sicht sei jedenfalls unabdingbar, dass flächendeckend genügend Kinderärzte sowohl wochentags als auch am Wochenende in Ordinationen erreichbar seien sowie ein kinderärztlicher Notdienst auch Hausbesuche mache.
Im Vorjahr hatte die Volksanwaltschaft in ihrem Bericht an das Parlament bereits auf die "eklatante Versorgungslücke" mit Fachärzten für die Kinderpsychiatrie hingewiesen. "Wir müssen leider davon ausgehen, dass bis zu 200.000 Kinder und Jugendliche in Österreich von psychiatrischen Störungen betroffen sind, demgegenüber fehlen Hundertschaften an ausgebildete Fachärztinnen und Fachärzten," so Kräuter. Die Volksanwaltschaft fordert eine Lockerung des 1:1 Ausbildungsschlüssels, damit ein ausreichendes Versorgungsangebot für dringend psychisch behandlungsbedürftige Kinder und Jugendliche sichergestellt werden könne.