Wahl 2017

Matthias Strolz hält Flügel oben

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Vorarlberger Energiebündel schafft auch beim zweiten Mal Parlamentseinzug.

"Alles wird gut" ist das Motto von Matthias Strolz. Wirklich schlecht ist das Ergebnis seiner NEOS beim zweiten Antritt bei einer Nationalratswahl nicht ausgefallen. Das sich abzeichnende Resultat bedeutet jedenfalls eine Stabilisierung für die von Strolz auf die Welt gebrachte Bewegung. Dass ihr Leitwolf wie gewünscht Bildungsminister wird, dürfte sich aber kaum ausgehen.

Strolz polarisiert. Aber egal ob man ihn mag oder nicht, kaum jemand wird abstreiten, dass der 44-jährige Vorarlberger das Energiebündel der österreichischen Innenpolitik ist. Ohne diese Explosivität wäre es freilich kaum möglich gewesen, vor fünf Jahren aus dem Stand eine liberale Truppe aus der Taufe zu heben, die wenig später gegen alle Wahrscheinlichkeiten den Sprung in den Nationalrat schaffte und sich seither gut etabliert hat.

War beim ersten Antreten die Hilfe des Industriellen Hans-Peter Haselsteiner wohl noch ein wesentlicher Faktor für den überraschenden NEOS-Erfolg, ist Strolz mittlerweile unumstrittener Star der Truppe, wenngleich ihm diesmal mit der recht knapp gescheiterten Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss sowie der Wiener Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger starke Kräfte zur Seite standen.

 Das Gesicht der Partei blieb aber Strolz, der am ersten Blick gar nicht so sehr in die schicke Welt der durchaus selbstverliebten NEOS-Egozentriker hinein passen will. Geboren in Bludenz, aufgewachsen in Dalaas, hat sich der Vorarlberger eine Bodenständigkeit bewahrt, die ihn über selbst ernannte Eliten hinauswirken lässt.

Was Strolz in der österreichischen Politik derzeit so einzigartig macht, ist, dass er sich für wenig geniert. Ob er jetzt Gedichte über Kastanien publiziert, über das Bäume-Umarmen philosophiert oder opulente Wortbilder produziert, der NEOS-Chef bleibt authentisch, auch wenn er manchmal an einen Sektenführer erinnern mag.

Aus dem nichts kommt das natürlich nicht. Strolz, der schon Vorarlberger Landesschulsprecher war und für die VP-nahe AG an der Uni Innsbruck Vorsitzender der örtlichen Hochschülerschaft war, ist gelernter Coach.

Matthias Strolz
© APA/GEORG HOCHMUTH

Sein Glück ist, dass er sich bei aller Ein- und Aufdringlichkeit eine Art kindlichen Charmes bewahrt hat. Dass er seiner Frau den Heiratsantrag bei einer Polsterschlacht gemacht hat, glaubt Strolz jeder, egal ob es tatsächlich stimmt. Das Paar hat mittlerweile drei Töchter, Strolz ist ihr stolzer Vater, auch wenn er vermutlich nicht so viel Zeit für seine Kinder aufbringen konnte, wie er wollte.

Denn seit der Parteigründung ist Strolz ein Dauer-Getriebener. Sich im Parlament zu etablieren, ist schon keine leichte Übung. Dann waren aber auch noch diverse Wahlen zu bestreiten, obwohl die Strukturen vor allem in den Ländern fehlten. Einzelnen kleineren Erfolgen bei der EU-Wahl, in Wien und Vorarlberg standen Pleiten etwa in Oberösterreich und der Steiermark gegenüber. Der frische Wind war schnell verpufft, für die NEOS begann ein Überlebenskampf.

Es spricht für den deklarierten Optimisten Strolz, dass er nicht die Nerven wegwarf. Das zähe Ringen um ein Bündnis mit der früheren OGH-Präsidentin Griss sollte sich etwa bezahlt machen. Zwar brachte sie den NEOS vielleicht nicht direkt tausende Stimmen, aber sie trug insgesamt zu einer Stabilisierung bei. Kein internes Tränchen trübte den pinken Wahlkampf. Das Team stand zusammen, mit Strolz an der Spitze. Interne Reibereien, so es sie tatsächlich gegeben haben sollte, drangen nicht an die Öffentlichkeit.

Für Strolz wohl etwas bitter ist, dass eine Regierungsbeteiligung der NEOS nach derzeitigem Stand unrealistisch ist. Denn an sich versteht sich der NEOS-Chef als Gestalter und nun stehen wieder fünf anstrengende Jahre bevor, wo es gilt, sich gegen eine Regierung zu positionieren - und sollte es Schwarz-Blau werden, dürften sich eine Oppositionspartei links der Mitte damit ein wenig leichter tun als die (teils neo-)liberale Truppe, deren Guide dereinst im Büro des heutigen Zweiten Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf (ÖVP) das politische Handwerk gelernt hatte.

Zur Person

Matthias Strolz, geboren am 10. Juni 1973 in Bludenz, verheiratet, Vater von drei Töchtern, Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Landesschulsprecher in Vorarlberg, Vorsitzender der ÖH an der Uni Innsbruck. Ab 2001 Unternehmer, 2012 Gründer und Vorsitzender der Partei NEOS. Seit der Nationalratswahl 2013 Abgeordneter zum Nationalrat und Klubobmann der NEOS.
 

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