rendi Deutsch

Deutsch neuer Geschäftsführer

Machtkampf in SPÖ: Aufstand gegen Drozda-Nachfolger

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Bevor ihn die Länderchefs demontieren, zog SPÖ-Manager Drozda selbst die Reißleine. Gegen seinen Nachfolger gibt es aber bereits eine Revolte.

Thomas Drozda wusste, was er nach der schweren Wahlniederlage der SPÖ zu tun hat. Montagvormittag zog er die Notbremse und verkündete seinen Rücktritt. „Ein solches Wahlergebnis muss Konsequenzen haben“, sagt Drozda zu seiner Entscheidung. Er bleibt aber im Nationalrat und will wieder Kultursprecher werden.

Krach mit den SPÖ-
Chefs aus den Ländern

Der Nachfolger stand erst nach einer mehrere Stunden dauernden „Schrecksekunde“ fest – Drozda dürfte Parteichefin Pamela Rendi-Wagner durchaus überrascht haben.

Just Wahlkampfmanager Christian Deutsch soll nun die SPÖ, die ja am Sonntag das schlechteste Wahlergebnis aller Zeiten erzielte, wieder aus dem Chaos und dem Tal der Tränen führen.

Deutsch ist enger Vertrauter von Ex-SPÖ-Kanzler Werner Faymann und fest in der SPÖ Wien-Liesing verankert. Das ist just einer jener Wiener Bezirke, die am Sonntag an die ÖVP verloren gingen.

Protest gegen Deutsch: SJ verließ Vorstandssitzung

Es flogen die Fetzen. Prompt setzte es Widerstand gegen das Partei-Urgestein. Die Vertreter der SPÖ-Jugend verließen aus Protest gegen den neuen Manager die Vorstandssitzung, um die Berufung Deutschs nicht mittragen zu müssen. „Haben Sitzung verlassen, weil sinnlose Diskussion“, twitterte SJ-Chefin Julia Herr anschließend. Die SPÖ müsse sich „als Gesamtpartei neu aufstellen“. Sie habe aber das Gefühl, „dass wir das noch öfter fordern müssen“. Widerstand gab es auch aus der oö. SPÖ – in der Sitzung sollen die Fetzen geflogen sein.

Deutsch war noch nicht fertig installiert, als die als links geltende Ex-Bezirksvorsteherin von Wien-Alsergrund, Martina Malyar, ihren Parteiaustritt ankündigte. Auch die berüchtigte „Sektion 8“ protestierte gegen Deutsch.

 

 

Doppelname

Auch der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer kritisierte die Performance der SPÖ – und ätzte in Richtung Rendi: „Der klassische FPÖ-Wähler wählt keine Frau mit Doppelnamen.“

Video zum Thema: Fellner! Live: Georg Dornauer zum Wahlergebnis

Drozda tritt ab: 'Brauchen personelle Neuaufstellung für SP"

ÖSTERREICH: Sie haben Pamela Rendi-Wagner mit Ihrem gestrigen Rücktritt überrascht. Warum gehen Sie jetzt?

Thomas Drozda: Ich werde Pamela Rendi-Wagner bis zu meinem letzten Atemzug weiter unterstützen, aber ich übernehme als Bundesgeschäftsführer einerseits die Verantwortung für die Wahlniederlage, andererseits möchte ich den Weg für eine personelle und inhaltliche Neuaufstellung freimachen. Ich bin überzeugt davon, dass wir diese Neuaufstellung brauchen.

ÖSTERREICH: Das heißt aber, dass noch andere gehen sollten, oder?

Drozda: Ich möchte das jetzt niemandem ausrichten. Das muss jeder für sich wissen. Was aber klar ist, es gab in den vergangenen Monaten keinen ausreichenden Zusammenhalt in der SPÖ und manche Landesorganisationen haben eine mangelnde Solidarität gegenüber der SPÖ insgesamt gezeigt.

ÖSTERREICH: Haben Sie mit diesem Rücktritt als Bundesgeschäftsführer nicht auch Ihren Kritikern den Wind aus den Segeln genommen?

Drozda: Bundesgeschäftsführer ist eine schwierige Aufgabe und er sollte das uneingeschränkte Vertrauen der Partei haben. Ich bin kein Sesselkleber und auch nicht auf ein Ministeramt aus. Daher trete ich in dieser Funktion ab.

Video zum Thema: Drozda-Statement nach der Wahl

Rendi-Wagner verteidigt Deutsch als SP-Manager

Pamela Rendi-Wagner blieb auch am Montag dabei: Inhaltlich sei der Weg der SPÖ der richtige. Auch am Wahlkampf habe es nicht gelegen, erklärte die Parteichefin in einem Statement nach den Parteigremien. Deshalb sei der bisherige Wahlkampfleiter Christian Deutsch auch der Richtige für die Nachfolge von Thomas Drozda als Bundesgeschäftsführer: „Es braucht jemanden, der über Kenntnis der Parteistrukturen und Expertise im politischen Bereich verfügt sowie jemanden, der mein Vertrauen genießt“ – das sehe sie bei Deutsch vereint, so Rendi.

Was es brauche, sei „eine strukturelle und kommunikative Neuaufstellung – und die muss so rasch wie möglich beginnen“. Deutsch kündigte „ein Bündel an Maßnahmen an“, etwa „neue Mittel der Mitbestimmung“.

Video zum Thema: Rendi-Wagner gibt Statement ab

Lercher will SPÖ neu gründen

Max Lercher, den Pamela Rendi-Wagner durch Thomas Drozda als Bundesgeschäftsführer ersetzt hat, fordert eine „Neugründung der Sozialdemokratie“ und dafür einen „Reformparteitag“. Laut dem Steirer braucht die SPÖ einen „Systemwechsel“, denn für die Arbeiter habe die SPÖ „kein Angebot mehr“. Außerhalb der Städte könne die SPÖ kaum mehr reüssieren. Lercher hat ein Mandat im neu gewählten Nationalrat.

Max Lercher
© APA/HERBERT PFARRHOFER

Debora Knob

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