Der britische Premierminister Boris Johnson reist am Donnerstag zu Beratungen nach Polen.
Johnson werde Präsident Andrzej Duda und Ministerpräsident Mateusz Morawiecki zu Beratungen über die Sicherheitslage rund um die Ukraine treffen, hieß es aus Warschau. Weiters soll Johnson am gleichen Tag in Brüssel NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg treffen, gab die Allianz bekannt.
Russland fordert unterdessen vor dem Besuch zweier britischer Minister in Moskau die Regierung in London auf, ihre Sanktionsrhetorik zu beenden. Anderenfalls würden die Treffen kurz ausfallen. Diese Woche werden Verteidigungsminister Ben Wallace und Außenministerin Liz Truss in Moskau erwartet. Der russische Botschafter in London, Andrej Kelin, sagte der Nachrichtenagentur TASS zufolge, seine Regierung sei an den Gesprächen interessiert, wenn Großbritannien konstruktive Vorschläge als Antwort auf die von ihr geforderten Sicherheitsgarantien unterbreite. "Wenn sie nach Moskau kommen, um uns erneut mit Sanktionen zu drohen, ist das ziemlich sinnlos. (...) In diesem Fall werden der Dialog und die Gespräche in Moskau wahrscheinlich ziemlich kurz sein." Nach jüngsten Berichten reist Truss noch am heutigen Mittwoch nach Moskau und trifft dort ihren Amtskollegen Sergej Lawrow.
Mehrheit würde NATO Einsatz gut heißen
Bei einem Angriff Russlands begrüßen Umfragen zufolge mehr als 60 Prozent der Befragten eine Verteidigung der Ukraine durch die NATO oder die Europäische Union (EU). Dabei bevorzugen Menschen in Polen, Deutschland, Rumänien und Italien einen Einsatz der NATO, Franzosen, Schweden und Finnen setzen eher auf die EU, wie die "Süddeutsche Zeitung" aus Umfragen der Denkfabrik European Council of Foreign Relations (ECFR) in Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Polen, Rumänien und Schweden berichtet. Etwa die Hälfte der Befragten sieht demnach die USA, Deutschland oder Frankreich in der Pflicht.
Dass ihr eigenes Land sich an die Seite der Ukraine stellen sollte, findet allerdings nur in Polen eine Mehrheit (65 Prozent). In allen anderen Ländern reicht die Zustimmung von 43 Prozent (Schweden) bis 37 Prozent (Deutschland), unter den Finnen ist sogar nur jeder Fünfte dieser Meinung. Laut dem Bericht sind französische und deutsche Bürger am wenigsten bereit, mögliche negative Folgen für die Wirtschaft, hohe Energiepreise, ukrainische Flüchtlinge, militärische oder Cyberangriffe durch Russland zu riskieren. Insgesamt aber, so die ECFR-Experten, "dürfte der russische Präsident (Wladimir Putin, Anm.) überrascht sein davon, dass die meisten Europäer offenbar bereit sind, die Ukraine zu verteidigen".