Werner Kogler über grüne Kritik, worauf er stolz ist und das türkis-grüne Paket.
ÖSTERREICH: Trotz 93 Prozent Zustimmung gab es am Bundeskongress auch viele kritische Stimmen zum Regierungsprogramm. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?
Werner Kogler: Ja, sicher. Gemessen am grünen Programm ist es natürlich etwas anderes, es ist aber die Frage, wie man es sieht. Es gibt den Kompass entlang der reinen eigenen Werte, da wird es viel schwieriger, aber es gibt auch den Kompass der Verantwortungsethik. Es macht einen Unterschied, ob Türkis und Blau oder Türkis und Grün regieren. Darum ging es mir. Ich werde auf die KritikerInnen zugehen und einen Dialog aufrechterhalten. Was für die Gesellschaft gilt, muss auch bei den Grünen gelten.
ÖSTERREICH: Hätte der junge Kogler zugestimmt?
Kogler: Man hatte mich schon als Nationalratsabgeordneten als „Realo mit festen Fundamenten“ bezeichnet. 2003 war ich jener, der für ein Ende der Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP plädiert hatte, abgesprochen mit Alexander Van der Bellen. Diesmal bin ich sicher, dass es richtig ist, es zu machen. Die Zukunft ist nicht sicher, das hat sie so an sich, aber man kann natürlich schon mit Mut und Willenskraft und einem Plan und Tatkraft etwas gestalten. Es ist ein Risiko. Weniger für Österreich als für die Grünen. Für das Land ist es zu hundert Prozent besser.
ÖSTERREICH: Sind Sie stolz auf das Regierungsprogramm?
Kogler: Ich bin auf einzelne Kapitel – den Klimaschutz, das Transparenzpaket, die Maßnahmen gegen Kinder- und Frauenarmut – stolz. Aber viel mehr stolz bin ich auf die Leistung der Grünen, die Wahl gewonnen zu haben und quasi von der Straße aus (die Grünen waren nicht im Parlament vertreten) in die Regierungsverhandlungen gekommen zu sein.
ÖSTERREICH: Im Migrationskapitel hat sich die ÖVP durchgesetzt. Wie kam es zu dem Sinneswandel?
Kogler: Es gibt keinen Sinneswandel. Einige Punkte werden von den Grünen nicht begrüßt, aber dafür haben wir uns in anderen Bereichen stärker durchgesetzt.
ÖSTERREICH: Ein Thema, das Ihnen Lob einbringt, ist das Öffi-Ticket. Ist das wie eine ÖBB-Jahreskarte?
Kogler: Genau. Wir haben in Wien und Vorarlberg bereits bewiesen, dass diese Tickets sowohl eine ökologische wie eine sozialpolitische Maßnahme sind. Das Gleiche kann man jetzt für ganz Österreich machen.