Kommt heute die große Abrechnung mit der dunklen Seite der eigenen Partei? Mit der Präsentation des Historikerberichts hat die FPÖ die Chance auf einen Neustart - wenn die Aufarbeitung seriös gelingt.
Mit immerhin fast einem Jahr Verspätung wird die FPÖ heute den lang erwarteten Expertenbericht über ihre eigene Vergangenheit präsentieren: Wie umfassend, wie seriös diese Aufgabe heute FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker, Andreas Mölzer und dem Historiker Thomas Grischany gelingt, wird maßgeblich zum künftigen Image der "FPÖ alt" beitragen. So wurde bereits jetzt schon immer wieder betont, dass man mit den oft zitierten "Einzelfällen" nichts mehr zu tun haben will - und falls doch wieder etwas auffliegt, sofort reagieren werde. Dazu hat sich FPÖ-Chef Norbert Hofer auch ein spezielles Durchgriffsrecht zusichern lassen.
Hochinteressant wird die Wertung der älteren Geschichte der FPÖ und auch die Berührungspunkte der Partei mit den Identitären oder ähnlichen Gruppierungen. So deckte etwa auch ÖSTERREICH auf, dass es wiederholt intensive Handy-Gespräche zwischen FPÖ-Politikern und dem Chef der Identitären, Martin Sellner, gegeben hat. Der Verfassungsschutz konnte diese Kommunikation nachweisen, es war in diesem Fall sogar der Ex-Kabinettschef von Innenminister Herbert Kickl involviert.
Ebenso spannend ist die Frage, ob die FPÖ tatsächlich sämtliche braune Flecken dokumentiert und analysiert hat. Nur dann könnte der Historikerbericht ernst genommen werden. Wie berichtet, hat es bereits Kritik involvierter Autoren an der Erstellung des Berichts gegeben: Der Ex-SPÖ-Politiker Kurt Scholz und der Historiker Michael Wladika meinten, dass ihre Beiträge verkürzt dargestellt worden wären oder aus dem Zusammenhang gerissen worden sind.
oe24.TV wird die Präsentation des Historikerberichts ab 11.00 Uhr live übertragen.