Wolfgang Fellner

Das sagt ÖSTERREICH

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Zocker-Bankern wie Stepic weint keiner nach …

Hut ab vor der Rücktritts-Kultur bei Raiffeisen. Donnerstag wurde aufgedeckt, dass Raiffeisen-International-Chef Stepic windige Offshore-Immobiliendeals getätigt hat. Obwohl vermutlich rechtlich in Ordnung, in der Optik grauenvoll. Freitag trat Stepic schon zurück.

Das geschah natürlich nicht freiwillig, sondern war eine beinharte Entmachtung. Die gesamte Raiffeisen-Spitze hat auf den nächsten Stepic-Fehler nur gewartet – das Fallbeil schwebte längst über seinem Kopf.

Trotzdem verdient der sofortige Rücktritt Respekt. Wenn man bedenkt, wie lange unsere Politiker bei deutlich gravierenderen Vergehen an ihren Sesseln picken, wie etwa Salzburgs Landeshauptfrau peinlich heulend einen Rücktritt trotz Mega-Skandals verweigerte, bis sie die Wähler aus dem Amt prügelten, – dann ist dieses Beispiel aus der Wirtschaft wohltuend.

Stepic steht wie kein anderer für die unnötige Bankenkrise im Land

Stepic weint kaum jemand eine Träne nach. Der nun gefallene Banker war die Personifizierung der heimischen Bankenkrise. Einer, der statt auf bodenständiges Bank- und Kreditgeschäft lieber auf Abenteuer und Zocken setzte, der Raiffeisen – mit viel zu teuren Aufkäufen in unüberschaubar vielen Ländern – in einen Auslandswahnsinn voller Risiken und Verluste trieb. Und der letztlich mit seinem Ost-Harakiri unserem ganzen Land sogar das Triple A gekostet hat.

Nach dem Stepic-Abgang beginnt bei Raiffeisen eine neue Ära, die in Wahrheit die „gute alte“ ist. Die neue, alte RBI-Spitze – mit Rothensteiner, Sevelda, Strobl – steht für ein seriöses Bankgeschäft, bei dem es nicht um High Risk in Kasachstan oder Absurdistan, sondern um die Finanzierung der heimischen Wirtschaft und Kredite für junge Familien geht.

Dieser Kurswechsel bei Raiffeisen ist durchaus repräsentativ für die Neuorientierung der meisten Banken im Land. Die „Erste“ ist mit einer Re-Fokussierung aufs Österreich-Geschäft beispielhaft vorangegangen, Raiffeisen zieht nach – der Abschied vom Zocker-Banker fällt in diesem Sinn sehr leicht …

 

Ihre Meinung an: wolfgangfellner@oe24.at

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