Wolfgang Fellner

Das sagt Österreich

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EM-Titel ist zu wenig.

Die Euphorie in Spanien war gestern geradezu ansteckend. Das ganze Land jubelt. An fast jedem Balkon hängt eine Fahne. Und immer wieder hört man ein begeistertes „Wir sind die Besten!“
Es ist schön zu sehen, wie sich ein ganzes Land freuen kann. Aber an der spanischen Krise ändert der EM-Sieg absolut null. Spanien hat eine Systemkrise, die kein Fußballsieg heilen kann. Das Land ist zu Recht pleite.

So wie Griechenland hätte Spanien die besten Voraussetzungen für ein Wirtschaftswunder. Der Tourismus boomt. Die Sonne wäre ideal für neue Solartechnologie. Doch stattdessen sind bei den Jungen über 50 Prozent arbeitslos.
Den EM-Titel können sich die Spanier – mit Verlaub – an den Hut stecken. Sie bräuchten ganz andere Dinge: Eine große politische Reform. Einen neuen Wachstumsschub. Neue Technologien, mehr Exporte. Und wohl auch eine neue Lebenseinstellung: Im digitalen Zeitalter überlebt keiner mehr mit drei Stunden Siesta am Tag.

Vor allem brauchen die Spanier jetzt die Hilfe der EU. Aber ist es sinnvoll, Geld in ein Land zu pumpen, das keine funktionierenden Banken, keine gut laufende Wirtschaft hat? Was nützt ein EM-Titel, wenn alles kaputt ist?

Unser schwacher Trost: Lieber Letzter im Fußball und Erster bei der Beschäftigung als umgekehrt. Spanien muss einem leidtun. Gerade an einem Tag wie heute.

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