Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Selten war eine Wahl so schwer zu prognostizieren wie diese. Gerade weil alle Umfragen fast komplett gleich lauten, ist die Überraschung am Wahltag fast schon vorherzusehen.
Sebastian Kurz ist – auch wenn ihm der Kanzler sicher scheint – die große Unbekannte dieser Wahl. Laut Umfragen ist er im Sinkflug. Doch die letzten Wahlen brachten alle einen Erdrutsch – weil er am besten mobilisiert, weil er den Kanzler-Bonus hat, weil er vor allem in den Landregionen unschlagbar ist.
Mein Gefühl ist: Kurz wird über den Umfragen liegen, vielleicht sogar Richtung 40 % tendieren.
Pamela Rendi-Wagner ist überhaupt völlig unberechenbar: Eigentlich sollte sie längst auf Aufholjagd Richtung 25 % sein, doch in den Umfragen punktet sie nicht – trotz ihrem Einsatz, ihrem sehr konkreten Programm. Offenbar wird Rendi ihr Image als „Loserin“ und „Schwachmatikerin“ nicht los, obwohl sie mittlerweile durchaus schon das Format zu einer attraktiven (Vize-)Kanzlerin hätte.
Mein Gefühl: Die SPÖ sollte ihre knapp 25 % halten – aber nur wenn die Wiener SPÖ wirklich perfekt mobilisiert und Rendi die Länder (etwa Kärnten, Burgenland, Steiermark und OÖ) nicht völlig wegbrechen.
Der grüne Erfolg hängt ausschließlich von der Schwäche der Roten ab. Wenn die Grünen 14 bis 15 % schaffen, dann stürzt die SPÖ unter 20 % und in die größte Krise ihrer Geschichte.
Auch der blaue Erfolg hängt letztlich von der Stärke der Kurz-ÖVP ab. Wenn Kurz Richtung 40 % marschiert, dann stürzt die FPÖ unter die 20-%-Marke.
Die FPÖ hat ein Image-Problem. Das führt dazu, dass sie in den Umfragen vielleicht schwächer ist als am Wahltag. Das Image-Problem demoliert die Blauen aber tatsächlich in den Städten – und das kann sie unter die 20-%-Marke drücken.
Dabei braucht die FPÖ unbedingt ein Ergebnis Richtung 25 %, um in die Regierung zu kommen. Der Kampf um Platz 2 wird die Koalition entscheiden: Wer Zweiter wird, wird wohl mit Kurz regieren.
Bleibt zum Schluss noch ein Geheim-Tipp: die Bier-Partei. Selten gab es eine originellere Jux-Partei – frei nach dem Ibiza-Motto: Wenn schon b’soffen, dann wenigstens professionell.