Farce um Neuwahlen im Präsidium geht weiter

ÖOC-Boss Stoss unter Druck: Jetzt droht Rechtsstreit

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Die große Harmonie ist am Tag nach den für das ÖOC so erfolgreich verlaufenen European Games in Polen in der Außerordentlichen Hauptversammlung des Österreichischen Olympischen Komitees nicht zu erwarten.

Nach wie vor auf der Tagesordnung steht am Montag die Wahl des neuen Vorstandes. Ob dieser eine Mehrheit erhält, ist allerdings fraglich. Wie viele der Stimmberechtigten in dem Sitzungssaal in einem Wiener Hotel erscheinen werden, ebenfalls. Zudem droht ein Rechtsstreit.

In den Tagen vor der Außerordentlichen bekam die Farce um die neue ÖOC-Führungsriege nochmals ein Facelifting. Denn jene fünf Fachverbände - Schwimmen, Golf, Turnen, Basketball, Ringen - die die außerordentliche Hauptversammlung einberufen hatten, zogen diesen Antrag am Freitag zurück. Ebenso jenen auf Wahlen. Zuerst wollten sie rechtliche Fragen geklärt haben, hieß es in einem Brief. Aus Sicht der Gruppierung und gemäß eines Gutachtens können nun keine außerordentliche Hauptversammlung am 3. Juli rechtswirksam stattfinden, und sämtliche weitere Schritte des gesamten Vorstandes seien nichtig, wurde angemerkt. Das ÖOC sieht das anders und hält an dem Datum fest. Und auch an der Wahl.

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Im Vorfeld und vor den jüngsten Ereignissen waren sich beide Seiten - der aktuelle Vorstand und die Wahlkommission - eigentlich sicher, die Mehrheit bei der Abstimmung auf ihrer Seite zu haben. 47 Stimmen sind zu vergeben, zwei davon - je eine für Sommer und Winter - hat auch die Athletenkommission, die das aktuelle Wirrwarr entbehrlich findet und Konzentration auf den Sport einfordert. Deren Vorsitzender Matthias Guggenberger ist bis 2026 gewählt, er hat als 13. Person einen Platz im Vorstand.

Verjüngung wird gefordert

Drei Szenarien sind am Montag möglich: 1. Der Wahlvorschlag wird abgesegnet und der aktuelle Präsident Karl Stoss erklärt sich für eine weitere Amtszeit bereit. 2. Der Wahlvorschlag findet Zustimmung, Stoss steht als Präsident aber nicht zur Verfügung. 3. Der Wahlvorschlag wird abgelehnt, dann muss das Wahlprozedere neu begonnen werden. Gewählt wird dann frühestens im Herbst. Wer im Wahlausschuss sitzen würde, ist offen, denn Österreichs drei Sport-Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und Sportunion hatten bereits mitgeteilt, eine Teilnahme - wie es in den Statuten vorgesehen ist - abzulehnen.

Auf Szenario Nummer drei dürfte es unter Berücksichtigung der jüngsten Ereignisse hinauslaufen. Denn wie man hört, fühlen sich mittlerweile etliche Fachverbände durch das Hin und Her gefrotzelt und wollen statt Eigeninteresse nun endlich wieder Interesse am Sport erkennen. Mit einem neuen Wahlausschuss wäre der erste Schritt gesetzt.

Einig sind sich alle, dass der neue Vorstand jünger und weiblicher werden soll. Was sich aber auch teilweise von selbst ergibt, weil einige wie Peter Schröcksnadel (Skiverband) oder Otto Flum (Radsportverband) bereits aus ihren Fachverbänden ausgeschieden sind.

Fußball, Rad & Eishockey droht das Aus

Uneinig war man sich darüber, ob es beispielsweise Aufgabe eines Wahlausschusses ist, bereits die Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten festzulegen. Woran sich auch die Athletenkommission stieß. Das Team um den Wahlausschuss-Vorsitzenden Peter McDonald (Sportunion) hatte bekräftigt, einen neuen Weg einschlagen zu wollen, Stoss sah dies eher in der Kategorie "Friss oder stirb" (Zitat) angesiedelt. Weshalb er ursprünglich das Fix-und-Fertig-Paket ja abgelehnt, am 14. Juni den Vorschlag aber nach einstimmigem Vorstandsbeschluss doch zugelassen hatte. Was die Aufständischen eigentlich als Sieg verbuchen hätten können - den sie nun nicht mehr wollen.

Neben Stoss figurieren aus dem aktuellen Vorstand in persona auch Sonja Spendelhofer (Leichtathletik/nun als Vizepräsidentin), Markus Prock (Rodeln) und Horst Nussbaumer (Rudern) im vorgeschlagenen neuen. Auch die Fachverbände Volleyball und Skiverband wären erneut berücksichtigt.

Nicht mehr vertreten wären die Sportarten Reiten, Rad, Eishockey, Hockey, Fußball und Segeln, neu hinzukommen würden Ringen, Judo, Tennis, Turnen, Basketball und Schwimmen. Eine gewisse Durchmischung und Abwechslung hat es freilich auch in der Vergangenheit schon gegeben und ist begrüßenswert. Bemerkenswert ist jedoch, dass auch vier der fünf Verbände, die offen ihren Streit mit dem ÖOC austragen, im neuen Vorstand Berücksichtigung finden: Ringen, Turnen, Basketball und Schwimmen.

ÖSV-Boss Stadlober als Vizepräsidentin vorgeschlagen

Neben Spendelhofer sieht der Vorschlag weiters Roswitha Stadlober (Ski) und Thomas Reichenauer (Ringen) für die Vizepräsidentschaft vor. Prock, der auch als Vizepräsident zur Verfügung stehen würde, fand in der ein verheerendes Bild für den heimischen Sport abgebenden Causa im APA-Gespräch kritische Worte. Für die Fachverbände werde bei Olympischen Spiele immer alles zur größten Zufriedenheit geregelt, es laufe alles mehr als gut, es gäbe im ÖOC keine finanziellen Sorgen. Er verstehe daher nicht, warum da jetzt fünf, sechs Verbände den Sport so anpatzen. "Es gibt einfach ein paar, die ein gewisses Ego haben."

Juristisch könnte im Jahr vor den Sommerspielen in Paris aber einiges auf das ÖÖC zukommen, denn ganz eindeutig sind die Statuten nicht, sondern manchmal eher Auslegungssache. Ob es rechtmäßig ist, die Außerordentliche Hauptversammlung trotz Rückziehung abzuhalten, wird wohl erst nach dieser und von Gerichten geklärt werden. Ganz allgemein meinte Prock zu Statuten und Sport. "Den Sport muss man leben, machen und tun, und nicht statutenmäßig bestreiten. Natürlich gibt es Regeln."

Stoss ist am 22. Oktober 2009 erstmals zum ÖOC-Präsidenten gewählt worden, der Vorarlberger übernahm das Amt von Leo Wallner, der nach folgenreichen Ungereimtheiten um den langjährigen Generalsekretär Heinz Jungwirth in der Organisation zurückgetreten war. Stoss gelang es, das Vertrauen in das durch finanzielle Skandale erschütterte ÖOC zurückzugewinnen, er wurde im November 2012 einstimmig wiedergewählt und im August 2016 als Mitglied in das Internationale Olympische Komitee aufgenommen. Im März 2017 folgte die Wahl in die dritte ÖOC-Amtszeit, die sich aufgrund der Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Tokio auf 2021 bis 2023 verlängerte.

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