Eiskasten Zhangjiakou: Hier geht es ab heute auf der Jagd nach Medaillen zur Sache.
In meinem Zimmer wurden die Vorkehrungen getroffen, sind Plastikfolien vor die Fenster gepickt - damit es in der Nacht nicht so zieht. Bis zu minus 20 Grad hat es hier tagsüber, wenn die Sonne weg ist, wird es im nordischen Olympia-Dorf Zhangjiakou noch frostiger. Eine Belastung für mich, noch mehr aber für die Sportler. "Wind und Kälte werden bei den Rennen ein großes Thema werden", meint Biathlon-Ass Lisa Hauser, die nur mit Wärmestreifen im Gesicht auf die Loipe geht.
Snowboard-Queen Anna Gasser trägt im Freien sieben Schichten: "Ich habe noch nie so viel angehabt. Zwei Insulator, Heatpads und zwei lange Unterhosen. Das hat es in meiner ganzen Karriere noch nie gegeben." Und Langlauf-Ass Teresa Stadlober meint: "Da friert es dir echt alles ab. Ich habe aber sicher genug Handschuhe, Windstopper und lange Unterwäsche, dass wir das hinkriegen." Die Vorkehrungen sind getroffen, ab geht es im Eiskasten von Zhangjiakou erstmals um Medaillen.
Unglaublich, so was habe ich noch nie gesehen
Auch für mich heißt es im Freien: dick einpacken. Untertags hatte es gestern -17 Grad, ging dazu ein böigem Wind mit bis zu 50 km/h - das soll sich heute bessern, könnte aber dennoch zur großen Belastung werden: Trotz Windnetz ist das imposante Snow Ruyi National Ski Jumping Centre windanfällig, gestern im Trainingsdurchgang wurde oft unterbrochen, musste die Anlaufluke verändert werden. Das Stadion selbst ringt nicht nur mir großes Staunen ab. "Unglaublich, was die da hingestellt haben. So was habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen", staunte Olympia-Debütantin Lisa Eder. Die Arena ist angelehnt an das Ruyi-Zepter, einen chinesischen Talisman, am Schanzenkopf befindet sich eine 40 Meter hohe, kreisförmige Aussichtsplattform mit einem Durchmesser von 80 Metern und einem Panoramarestaurant. "Richtig cool", staunt auch Eva Pinkelnig.
Stars zittern vor Kälte und böigem Wind
Nur wenige hundert Meter weiter ragt die nächste imposante Arena hervor - das nationale Biathlon-Stadion. Hier wollen Lisa Hauser & Co. heute im Mixed mit einer Medaille loslegen - sofern auch der Wind mitspielt. "Es könnte ein bisschen eine Lotterie werden", meint die Weltmeisterin. Auch ich merke: Hier bläst es noch mehr als im Skisprung-Areal, das Gesicht ist dick eingepackt, ich friere an Händen und Füßen - da helfen nur zwei Paar Handschuhe übereinander, dazu Fußsohlenwärmer. Die meisten Athleten laufen mit Fingerschutzkuppen, um die Finger vor dem Schießen möglichst warm zu halten. Manko der Anlage: Beim Schießstand gibt es weder Mauer noch Netz, rast der kalte Wind nur so durch.
Tiroler Schnee sorgt für perfekte Bedingungen
Auch die Langlauf-Loipe, wo Stadlober heute im Skiathlon nach der Sensation greift, ist in Fußweite - und für die Spiele in Peking komplett neu errichtet. Eines haben alle Anlagen bei den Winterspielen gemeinsam: Der Untergrund kommt aus Österreich. Die Firma Techno-Alpin brachte den Schnee in eine der trockensten, windigsten und niederschlagsärmsten Regionen der Welt, rund 400 Schneekanonen wurden geliefert. "Wir beschneien wie die Weltmeister", erzählt der Tiroler Manuel Schöpf, der für das Mammutprojekt zuständig ist. Immerhin: Die niedrigen Temperaturen der vergangenen Tage erleichtern die Aufgabe, die Bedingungen sind perfekt für die ersten Rennen nach Gold, Silber und Bronze -zumindest für eines ist der Eiskasten von Zhangjiakou also doch gut ...