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Unsere Tiere

Betäubt, gechippt & abgeschoben: Der Fall Emil weckt dringende Fragen im Wildtierschutz

Ein dramatisches Kapitel im österreichischen Tierschutz hat in dieser Woche eine neue Wendung genommen.

Der Elch Emil, seit Wochen auf seiner Wanderung quer durch Österreich in den Schlagzeilen, wurde am Montag in den frühen Morgenstunden mit einem Betäubungsschuss gestoppt, mit einem GPS-Chip versehen und schließlich im Böhmerwald ausgesetzt.

Am Montag gegen 5:30 Uhr kam es zur entscheidenden Aktion. Emil näherte sich bei Sattledt in Oberösterreich gefährlich der Westautobahn. Angesichts der drohenden Unfallgefahr entschieden die Behörden, das Tier zu betäuben und umzusiedeln.
O-Ton Landesrätin Michaela Langer-Weninger: Warum die Betäubung letztlich doch notwendig wurde und welche Überlegungen dahinterstanden.

Nach dem Schuss aus dem Betäubungsgewehr wurde Emil in einen Transportwagen geladen. Dort bekam er einen GPS-Sender, der sein Bewegungsverhalten etwa 30 Tage lang dokumentieren soll – danach versagt die Batterie. Der Transport stellte Mensch und Material vor große Herausforderungen.

O-Ton Feuerwehrmann: Eindrücke vom Ablauf der Umsiedelung und den praktischen Schwierigkeiten, ein Tier dieser Größe sicher zu bewegen.

Schließlich wurde Emil am Rand des Böhmerwalds nahe der tschechischen Grenze freigelassen – in einem Gebiet, in dem bereits Elche vorkommen. Ob er dort Ruhe findet, bleibt ungewiss.

Während die Aktion für die einen notwendig und gelungen war, sorgt sie bei Tierschutzorganisationen für Kritik. Viele fühlen sich im Vorfeld weder ausreichend informiert noch in den Einsatz eingebunden. Damit legt der Fall politische Schwächen offen: Noch am Freitag wurde in Niederösterreich eine Betäubung ausgeschlossen, nur Tage später erfolgte sie in Oberösterreich – mit staatlicher Zustimmung.

Das föderale System mit neun unterschiedlichen Jagdgesetzen führt zu ungleichen Entscheidungen und mangelnder Einheitlichkeit. Kritiker fordern daher einheitliche Standards, die Tiere wirksam schützen, sowie mehr Wildtierkorridore entlang von Straßen und Bahnlinien, um Konflikte zwischen Mensch und Tier gar nicht erst entstehen zu lassen.

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O-Ton Stephan Scheidl, Tierschutz Austria: Er spricht ausführlich über Emil – warum der Umgang mit ihm problematisch war, welche Fehler bei der Kommunikation passiert sind und wie ein Elch in Österreich besser geschützt werden könnte. Darüber hinaus weist er auf die generelle Bedrohung von Wildtieren hin und fordert klare Regeln für einen respektvollen Umgang.

Eines steht fest: Der Fall Emil hat eine Debatte angestoßen, die weit über dieses einzelne Tier hinausgeht. Er zeigt, dass Wildtierschutz in Österreich noch immer von Flickwerk geprägt ist – und dass es dringend klare Regeln und bessere Strukturen braucht. Für Emil beginnt nun ein neues Kapitel im Böhmerwald. Für die Gesellschaft aber ist es eine Erinnerung daran, Verantwortung für die Zukunft aller Wildtiere zu übernehmen.

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