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Unsere Tiere

Die Rückkehr des Wolfs - Faszination und Furcht

Vor zweihundert Jahren war der Wolf in Österreich ausgestorben. Er galt als Bedrohung, als Feind, als Inbegriff des Wilden – und wurde erbarmungslos verfolgt. 

Im 19. Jahrhundert stand seine Ausrottung sinnbildlich für den Triumph des Menschen über die Natur. Doch dieser Triumph war trügerisch. Heute, im 21. Jahrhundert, kehrt der Wolf zurück – langsam, vorsichtig, fast heimlich. Was einst undenkbar schien, ist Realität geworden: In mehreren Regionen Österreichs streifen wieder Wölfe durch Wälder und Berge.

Die Rückkehr des Wolfs – ein Stück Wildnis kehrt nach Österreich zurück 

Der erste Nachweis eines Wolfs auf österreichischem Boden stammt aus dem Jahr 1997. Zunächst waren es Einzeltiere, die aus Italien, Slowenien oder der Schweiz einwanderten. Inzwischen wurden stabile Rudel nachgewiesen – in Niederösterreich, Salzburg, Tirol und Kärnten. Sie leben meist zurückgezogen, meiden den Menschen und bewegen sich entlang alter Wildkorridore, die über Grenzen hinweg verlaufen.

Für den Naturschutz ist die Rückkehr des Wolfs ein Erfolg. Sie zeigt, dass Europas Ökosysteme widerstandsfähiger sind, als viele glaubten – und dass sich Lebensräume erholen können, wenn man ihnen Zeit gibt. Wölfe sind, so sagen Biolog:innen, eine sogenannte „Schlüsselart“: Sie halten Wildbestände gesund, regulieren Populationen von Rehen und Hirschen und sorgen damit indirekt dafür, dass junge Bäume wieder wachsen können. Wo der Wolf zurückkehrt, beginnt sich oft das Gleichgewicht in der Natur zu verändern – manchmal sichtbar, manchmal still.

Doch die Rückkehr des Wolfs bringt auch Konflikte. Vor allem in landwirtschaftlich genutzten Gebieten fühlen sich viele Menschen verunsichert.
Berichte über gerissene Schafe, über nächtliche Sichtungen, über Rudel in der Nähe von Dörfern machen Schlagzeilen. Für Weidetierhalter:innen bedeutet jeder Angriff einen emotionalen und wirtschaftlichen Verlust. Zwischen Schutz und Abschuss, zwischen Angst und Faszination entsteht eine Debatte, die Österreich spaltet: Wie viel Wildnis wollen wir – und wie viel sind wir bereit, zuzulassen?

Strenger Schutz, dennoch Gefahr: Europas Wölfe im Fokus 

Europaweit leben heute wieder mehr als 20.000 Wölfe. Ihre Rückkehr wurde möglich, weil der Schutzstatus europaweit gestärkt wurde.
Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU stellt den Wolf unter strengen Schutz – er darf weder gejagt noch absichtlich gestört oder getötet werden. Und dennoch werden jedes Jahr Tiere illegal erschossen. Viele von ihnen verschwinden spurlos, andere werden in Wäldern gefunden – Opfer von Wilderei. Organisationen wie Tierschutz Austria fordern deshalb konsequente Aufklärung und Prävention, statt Angst und Abschuss. Sie setzen auf Information, Herdenschutz und Zusammenarbeit mit Landwirt:innen. Denn der Wolf, so sagen Expert:innen, wird nicht wieder verschwinden – er ist gekommen, um zu bleiben.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 19.10.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 26.10.2025, 18:30 Uhr     

Entscheidend wird sein, ob es gelingt, Konflikte zu entschärfen, bevor sie eskalieren. In der Schweiz und in Italien zeigen Beispiele, dass Herdenschutz – mit Elektrozäunen, Hirtenhunden und staatlicher Unterstützung – funktioniert. Auch in Österreich werden solche Maßnahmen zunehmend erprobt. Doch es braucht Geduld und die Bereitschaft, umzudenken.

Denn der Wolf ist mehr als ein Tier – er ist ein Symbol. Für die Wildnis, die wir fast verloren haben. Für den Mut, natürliche Kreisläufe wieder zuzulassen. Und für die Frage, ob wir Menschen bereit sind, Platz zu teilen – mit einem Lebewesen, das uns seit Jahrtausenden begleitet, gefürchtet, gejagt und zugleich fasziniert hat.

Über die Chancen und Herausforderungen, die seine Rückkehr mit sich bringt, sprechen wir jetzt mit Leona Fux von Tierschutz Austria. Sie erklärt, warum der Wolf für das Ökosystem so wichtig ist – und wie ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier gelingen kann.

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