Slowenische Restaurantbärin zieht nach ihrer Rettung in den BÄRENWALD Arbesbach
Nach einem Leben voller Entbehrungen darf die 24-jährige Braunbärin Mici endlich Hoffnung schöpfen. Jahrzehntelang lebte sie in einem winzigen Käfig neben einem Restaurant im Süden Sloweniens – zur Belustigung der Gäste, Tag für Tag, ohne Rückzugsmöglichkeit, ohne Auslauf, ohne Kontakt zu Artgenossen. Nun ist ihr Leidensweg bald vorbei: Die internationale Tierschutzorganisation Vier Pfoten wird Mici im November befreien und in den Bärenwald Arbesbach im niederösterreichischen Waldviertel bringen.
Ursprünglich war vorgesehen, Mici in den Bärenwald Müritz in Mecklenburg-Vorpommern zu bringen, eines der größten europäischen Schutzzentren von Vier Pfoten. Doch das Schicksal hat eine neue Richtung vorgegeben: Nach dem Tod von Bär Mark wurde in Arbesbach ein Gehege frei – eines, das sich ideal für Micis Bedürfnisse eignet.
„Marks Tod war ein schwerer Schlag für uns alle“, erklärt Vier Pfoten Direktorin Eva Rosenberg. „Umso schöner ist es, dass wir diesem tragischen Verlust nun etwas Positives entgegensetzen können. Mici wird in Arbesbach ein Zuhause auf Lebenszeit finden – mit Rückzugsmöglichkeiten, Natur, frischer Luft und ganz viel Ruhe. Genau das, was sie nach all den Jahren hinter Gittern braucht.“
Mici ist ein Sinnbild für die jahrzehntelange Ausbeutung von Wildtieren zu Unterhaltungszwecken. In Slowenien, wie in vielen anderen Ländern Europas, wurden Bären noch bis vor wenigen Jahren in Käfigen neben Gasthäusern oder Hotels gehalten, um Besucher anzulocken.
Bei Mici hinterließen diese Jahre tiefe Spuren: Sie ist sichtlich gestresst, zeigt stereotype Bewegungen und reagiert empfindlich auf Lärm und Menschenmengen. Im Bärenwald Arbesbach erwartet sie nun das Gegenteil ihres bisherigen Lebens: 24.000 Quadratmeter naturbelassenes Gelände, sanft bewaldete Hügel, Wiesen, Felsen, Bäume zum Klettern und ein eigener Teich zum Baden. Hier kann sie erstmals die Jahreszeiten erleben, Gras unter ihren Tatzen spüren und das tun, was Bären eigentlich tun – sich zurückziehen, graben, baden, dösen und einfach Bär sein.
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„Wir werden Mici die Zeit geben, die sie braucht, um sich zu erholen“, so Rosenberg. „Jeder Bär reagiert anders auf die Freiheit. Manche erkunden sofort neugierig ihre neue Umgebung, andere brauchen Wochen, um Vertrauen zu fassen. Wichtig ist, dass Mici ab jetzt selbst entscheiden darf, wann sie aktiv ist, wann sie sich zeigt, und wann sie einfach ihre Ruhe haben will.“
Mit Micis Rettung ist die Mission von Vier Pfoten in Slowenien aber noch nicht abgeschlossen. Der 22-jährige Bär Tim, der letzte in Privathaltung lebende Bär des Landes, soll bald folgen. Er lebt derzeit in einem kleinen Zoo, der keine gültige Lizenz besitzt und deshalb geschlossen ist. Jahrelang kämpfte Vier Pfoten gemeinsam mit slowenischen Tierschutzbehörden für ein Ende dieser Haltung. Nun ist ein entscheidender Durchbruch gelungen: In Kürze tritt ein gesetzliches Verbot der Privathaltung von Bären und anderen gefährlichen Wildtieren in Kraft. Damit kann Slowenien endlich ein dunkles Kapitel seiner Tierhaltungsgeschichte schließen.
„Dass bald kein Bär in Slowenien mehr in Privathand leben muss, ist ein großer Erfolg“, sagt Rosenberg. „Wir sind dankbar, dass die Behörden diesen Schritt setzen. Unser Ziel ist es, auch Tim ein artgemäßes Zuhause zu schenken – im besten Fall ebenfalls hier im Bärenwald Arbesbach.“ Der Bärenwald Arbesbach, gelegen inmitten der sanften Hügel des Waldviertels, ist das älteste Bärenschutzzentrum von Vier Pfoten weltweit. Seit seiner Eröffnung 1998 bietet er ehemaligen Zirkus-, Zoo- und Kettenbären ein artgemäßes Zuhause. Derzeit leben dort vier Braunbären: Brumca, Erich, Felix und Dunbar.
Mit Micis Ankunft wird sich die Gemeinschaft der Bären erweitern – jede mit ihrer eigenen Geschichte, jeder mit ihren Narben, aber auch mit einer neuen Chance auf Lebensfreude. Für Besucher:innen ist der Bärenwald noch bis Anfang November täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Neben Beobachtungsmöglichkeiten der Bären aus sicherer Distanz gibt es regelmäßig Führungen, Bildungsprogramme und Thementage, die das Bewusstsein für Wildtierschutz stärken.„Jeder Besuch bei uns hilft doppelt“, betont Rosenberg. „Er unterstützt die laufende Betreuung der Tiere und zeigt, dass die Gesellschaft bereit ist, sich für den Schutz von Wildtieren einzusetzen. Mici ist ein Symbol dafür, was möglich ist, wenn Menschen Mitgefühl zeigen.“