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Unsere Tiere

Eine falsche Grundeinstellung

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Speziesismus ist die Annahme, der Mensch sei Tieren überlegen und hätte daher das Recht, sie nach ihrem „Nutzen“ für sich einzuteilen. Dabei sprechen wir fühlenden Lebewesen ihre Bedürfnisse ab, weil uns unser Wohl wichtiger ist.

Während die Diskriminierung von Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen gesellschaftlich zu Recht als Problem anerkannt ist, ist vielen bisher nicht bewusst, wie sehr Tiere als fühlende Lebewesen unter unserem rücksichtslosen Verhalten in den verschiedenen Tierindustrien leiden. Speziesistisches Denken und Handeln ist fest in unserer Kultur und somit in unserem alltäglichen Leben verankert.

Warum lieben wir Hunde und essen Schweine?

Diese Einstellung nennt sich Karnismus. So teilt man Tiere in "essbar" und "nicht essbar" ein. Die Psychologin Melanie Joy hat den Begriff Karnismus geprägt. Aber was ist eigentlich Karnismus? Was sie damit meint, ist ganz einfach: In unserer Gesellschaft sortieren wir andere Tiere in Kategorien wie „essbar“ und „nicht essbar“ ein. Die „essbaren“ sehen wir durch diese Denkweise nicht mehr als Lebewesen, sondern nur noch als Fleisch.

Wieso degradieren Menschen Tiere und warum ist das Teil eines speziesistischen Denkmusters?

Viele Karnist:innen, also Menschen, die Fleisch und auch Fischfleisch essen, unterscheiden manche Tierarten nach „essbar“ und „nicht essbar“, weil sie diese Spezies bewusst oder unbewusst versachlichen. So wird es uns bereits als Kindern von klein auf beigebracht. Das heißt oft, dass z. B. Schweine schon lebend wie Objekte behandelt werden: Sie werden maschinell aufgezogen, transportiert und getötet – die Tiere, die als essbar gelten, werden entindividualisiert.

Sie gelten dann nicht mehr als einzelne Lebewesen mit einer einzigartigen Persönlichkeit und Gefühlen, sondern werden als anonyme Masse gesehen. Dadurch haben viele Menschen gleichzeitig auch weniger Mitgefühl mit bestimmten Tierarten wie mit Schweinen, Rindern und Hühnern die fälschlicherweise ganz „normal“ als „Nutztiere“ angesehen werden.

Speziesistisches Handeln ist seit Jahrhunderten in unserem Alltag integriert – das spiegelt sich auch in unserer Sprache wider. Viele Menschen verwenden etwa Tierbezeichnungen, um jemanden zu beleidigen und dem Gegenüber damit vermeintlich schlechte Eigenschaften zuzuschreiben. Ein Beispiel ist die Beleidigung „dreckiges Schwein“ oder „dumme Sau“ – dabei sind Schweine sehr hygienische und intelligente Tiere.

Speziezismus in der Redewendungen

In Redewendungen macht sich speziesistisches Denken ebenfalls bemerkbar, auch wenn vielen vielleicht nicht bewusst ist, was der Ursprung solcher Sprichwörter ist. Sprüche wie „Mit jemandem ein Hühnchen rupfen“ oder „Den Stier bei den Hörnern packen“ entstanden in einer Zeit, in der sich niemand Gedanken um die Bedürfnisse von Tieren gemacht hat. Sie sind heute nicht mehr zeitgemäß.
Nur wenn wir unser Denken, Handeln und Sprechen überdenken, können wir unsere Verhaltensmuster aufbrechen und ändern – und Speziesismus damit nachhaltig beenden.

Diskriminierung, Unterdrückung und Gewalt betreffen unterschiedlichste Menschen – aber eben nicht nur sie. Wenn wir uns eine gerechtere Welt wünschen, müssen wir alle Vorurteile bekämpfen – nicht nur jene, die uns persönlich betreffen.

In unserer Gesellschaft muss das Bewusstsein wieder geschaffen werden, was es bedeutet Fleisch zu essen. Es muss diese Verbindung wieder hergestellt werden von dem Produkt, das im Regal ist, das in Plastik verpackt ist zu dem was hinter den Kulissen zum Beispiel eines Schlachthofes passiert.

Doch was können wir gegen Speziesismus unternehmen?

  1. Versuchen tierversuchsfrei einzukaufen: Hunderttausende Tiere werden jedes Jahr in grausamen Versuchen für Kosmetika, Körperpflege- und Haushaltsprodukte vergiftet und getötet. Aber egal welches Produkt man benötigt: Es gibt eine tierfreundliche Option.
  2. Vegetarische oder vegane Ernährung: Der Konsum von Fleisch, Milchprodukten, Eiern und anderen tierischen Produkten unterstützt massives Tierleid. Wir haben täglich im Schnitt dreimal die Wahl, ob wir unsere Mahlzeit tierfreundlich gestalten wollen oder nicht.
  3. Künftig nur noch Kauf von Tierleidfreier oder veganer Kleidung. Mittlerweile gibt es eine Fülle an innovativen tierfreundliche Alternativen zu Wolle, Leder und Co, wie zum Beispiel Baumwolle oder Kunstleder
  4. Verzicht auf Besuche von Zoos oder Zirkussen mit Tieren.

Es existieren so viele verschiedene Möglichkeiten sich täglich gegen Speziesismus einzusetzen und jeder hat die Möglichkeit einen Beitrag im Protest dagegen zu leisten. Zusammenfassend sollten wir festhalten: Menschen und Tiere sind nicht gleich. Wir müssen aber auch nicht gleich sein, um ihnen Rechte zu garantieren. Keiner möchte, dass Kühe irgendwann wählen gehen dürfen, aber ihnen sollten gewisse Grundrechte - etwa das auf Leben und Unversehrtheit - zustehen.
 

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Samstag, 08. Oktober 2022, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 16. Oktober 2022, 18:30 Uhr.

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