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Unsere Tiere

Mit Zoo-Kot gegen Antibiotikaresistenzen

Was für viele bloß Abfall ist, ist für die Wissenschaft eine wertvolle Ressource: Tierkot. Forschende der Universität Leicester sammeln im Dudley Zoo und im West Midlands Safari Park Proben von über 160 Tierarten – vom Giraffenmist bis zum Schneeleoparden-Kot. 

Ihr Ziel: sogenannte Bakteriophagen, also Viren, die gezielt Bakterien befallen und abtöten können. Sie gelten als große Hoffnung im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen.

„Was wir tun, ist, verschiedenste Tierexkremente gegen viele unterschiedliche Bakterienarten zu testen. Wir haben die Proben seit etwa einem Monat und bereits rund 700 verschiedene Phagen isolieren können – und zwar aus einer Vielzahl von Tierkotproben“, erklärt Dr. Andrew Millard, Co-Leiter des Becky Mayer Centre for Phage Research an der Universität Leicester.

Der Ablauf klingt simpel, ist aber hochwirksam: Der Kot wird ins Labor geschickt, mit einer Salzlösung vermengt, kräftig durchgeschüttelt und anschließend zentrifugiert. Zurück bleibt eine klare Flüssigkeit, in der sich die Phagen befinden. Diese Viren können Antibiotika-resistente Bakterien gezielt bekämpfen. „Antibiotika werden seit Jahrzehnten eingesetzt – doch immer mehr Bakterien sind mittlerweile resistent. Das bedeutet, dass Menschen künftig an Infektionen sterben könnten, die heute noch behandelbar sind“, warnt Millard.

Für die Zookeeper ist die Forschung zwar manchmal eine Herausforderung – aber auch ein spannendes Projekt. „Manche Kotproben sind leichter zu sammeln als andere. Bei Giraffen ist es einfach, das lässt sich gut zusammenkehren. Bei Ottern dagegen ist es oft flüssiger und schwieriger zu handhaben“, sagt Fran Lovell, Leiterin des Bildungsteams am Dudley Zoo.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 28.09.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 05.10.2025, 18:30 Uhr    

Der große Vorteil: In einem Zoo lebt eine enorme Vielfalt an Tieren, jedes mit seiner eigenen Verdauung, seinem eigenen Bakterienmix – und damit mit unterschiedlichen Phagen. „So sehr ich gerne rund um die Welt reisen würde, um Proben zu nehmen – in einem Zoo mit so vielen Tierarten an einem Ort können wir in kurzer Zeit eine enorme Vielfalt sammeln“, so Millard.

Die Forschenden wollen in den kommenden Jahren tausende Phagen katalogisieren und eine Biobank aufbauen, die Ärzt:innen künftig unterstützen soll, wenn Antibiotika nicht mehr wirken. Dass dabei Tiere wie Schneeleoparden, Kamele oder Lemuren indirekt zur Rettung von Menschenleben beitragen, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie eng Tierwelt und menschliche Gesundheit verbunden sind.

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