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Unsere Tiere

Schweiz plant umfassende Tierwohl-Kennzeichnung – auch für Importprodukte

In der Schweiz soll Tierschutz künftig nicht nur praktiziert, sondern auch sichtbar gemacht werden – direkt im Supermarktregal.

Als erstes Land weltweit plant die Eidgenossenschaft eine verpflichtende Tierwohl-Kennzeichnung, die nicht nur über die Herkunft eines Produkts Auskunft gibt, sondern auch über die Bedingungen, unter denen das Tier gelebt hat. Und das soll ausdrücklich auch für Importware gelten – also für Fleisch, Eier oder Milchprodukte, die außerhalb der Schweiz produziert wurden.

Künftig könnte auf Verpackungen klar erkennbar sein, ob ein Schwein ohne Betäubung kastriert wurde, einem Huhn der Schnabel gekürzt oder einem Kalb die Hörner ausgebrannt wurden – Eingriffe, die in vielen Ländern gängige Praxis sind, bisher aber oft im Verborgenen stattfinden. Damit würde eine langjährige Grauzone im internationalen Lebensmittelhandel enden.

Die Schweizer Regierung verfolgt mit dem geplanten Label das Ziel, mehr Transparenz zu schaffen – und Konsument:innen die Möglichkeit zu geben, informierter und bewusster zu entscheiden. Denn Umfragen zeigen: Viele Menschen möchten Produkte aus tierfreundlicher Haltung kaufen, wissen aber nicht, was hinter dem Etikett steckt.

Tierschutzorganisationen begrüßen das Vorhaben als wichtigen Schritt. Sie sehen darin nicht nur einen Fortschritt für das Tierwohl, sondern auch für die Glaubwürdigkeit im Lebensmittelhandel. Denn wer bewusst konsumieren will, braucht nachvollziehbare Informationen – keine Marketingbegriffe.

Das Label soll in mehreren Stufen eingeführt und voraussichtlich ab 2026 verpflichtend werden. Es soll von unabhängigen Stellen kontrolliert werden und sowohl gesetzliche Mindeststandards als auch freiwillige Tierwohlprogramme berücksichtigen. Besonders bemerkenswert: Auch importierte Produkte aus der EU wären betroffen – selbst wenn sie in ihrem Ursprungsland legal produziert wurden.

Was das bedeutet? Eier aus Deutschland, Fleisch aus Spanien oder Fisch aus Übersee könnten künftig mit klaren Hinweisen versehen sein – etwa „aus Haltung mit Schnabelkürzung“ oder „kastriert ohne Betäubung“. Damit wird Tierleid nicht länger ausgelagert, sondern offengelegt.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 15.05.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 22.06.2025, 18:30 Uhr       

Die Hoffnung: Mehr Bewusstsein führt zu verändertem Einkaufsverhalten – und langfristig zu mehr Druck auf Produzenten weltweit, bessere Haltungsbedingungen umzusetzen.

Auch in Österreich und Deutschland wird der Schritt mit großem Interesse beobachtet. Denn bislang regelt die Kennzeichnung vor allem den geografischen Ursprung – nicht aber die tatsächlichen Produktionsbedingungen. Ein Label, das beides verbindet, wäre ein echter Fortschritt.

Die Schweiz geht damit einen konsequenten Weg. Sie setzt nicht mehr auf freiwillige Siegel, sondern auf Verbindlichkeit, Nachvollziehbarkeit und Wahlfreiheit für Konsument:innen. Wer künftig Produkte tierischer Herkunft kauft, wird nicht nur wissen, woher sie stammen – sondern auch, wie das Tier gelebt hat.

Ein kleiner Aufkleber – mit potenziell großer Wirkung: für mehr Transparenz, mehr Verantwortung und vielleicht ein bisschen weniger Tierleid.

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