Drei¬einhalb Jahrzehnte lang kannte Felix, ein heute 34-jähriger Braunbär aus Slowenien, nichts als nackten Beton, grobe Gitterstäbe und das gelegentliche Brötchen eines Ausflugs¬gastes.
Anfang Mai beendete Vier Pfoten dieses Leben als Restaurant¬attraktion: Ein veterinär¬medizinisch betreuter Transport brachte Felix in den nieder¬österreichischen Bärenwald Arbesbach. Nach drei Wochen Quarantäne öffnete sich dort am 5. Juni die Schleuse in ein 14.000 Quadrat¬meter großes Waldgehege. Vorsichtig setzte der alte Bär eine Tatze auf weiches Gras – offenbar ein völlig neues Gefühl – schnupperte an Fichtenstämmen und begann, im lockeren Waldboden nach Wurzeln zu scharren.
Der berührendste Augenblick folgte wenige Minuten später: Felix tappte an den Rand des kleinen Gehege¬-Teichs, senkte zögernd den Kopf, schlürfte einen Probeschluck – und stapfte dann mit sichtlichem Vergnügen ins kühle Wasser. Zum ersten Mal in seinem Leben spritzte er sich selbst nass, tauchte neugierig den Kopf unter und ließ die Tatzen kreiseln, als wollte er prüfen, ob das alles wirklich wahr ist. Pflegerinnen beschrieben die Szene als „Gänsehautmoment“, der allen vor Augen führte, wie anpassungs¬fähig selbst ein alter Bär sein kann, wenn man ihm endlich Raum lässt.
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Seither folgt Felix einem gemächlichen Entdecker¬programm: Er nascht Weintrauben und Wassermelonen, fischt Honigstücke aus mit Löchern versehenen Holzröhren und zieht sich – altersbedingt von Arthrose geplagt – immer wieder in eine Höhle zurück, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Schmerzmittel, Bewegung auf federndem Waldboden und therapeutische „Enrichment“-Aufgaben sollen dafür sorgen, dass der Senior seine späten Jahre ohne größere Beschwerden genießt. Zusammen mit den Artgenossen Brumca, Erich und Mark teilt er sich künftig ein Areal mit Kletterbäumen, Höhlen und drei Teichen – ein Bären-ruhestand, wie ihn sich Tierschützerinnen für jeden ehemaligen Zirkus- oder Gastronomie¬bären wünschen.
Wer Felix live erleben möchte, kann den Bärenwald Arbesbach täglich von 10 bis 18 Uhr besuchen. Jeder Eintritt trägt dazu bei, Futter¬kosten, Tierarzt¬honorare und neue Rettungs¬aktionen zu finanzieren. Und vielleicht steht Felix dann gerade wieder bis zum Bauch im Wasser, platscht mit den Pranken – und zeigt, dass eine zweite Chance nie zu spät kommt.