"Vision 2030"

Saudi-Arabien will mit Touristen-Öffnung "neues Kapitel aufschlagen"

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Botschafter präsentierte in Wien Online-Visa-Procedere und "Vision 2030" der Golf-Monarchie 

Wien. Mit der Ausstellung von Touristenvisa will Saudi-Arabien „ein neues Kapitel aufschlagen“. Dies erklärte der Botschafter der Golf-Monarchie in Österreich, Prinz Abdullah bin Khalid bin Sultan Al Saud, am Freitag bei der Präsentation des neuen Online-Visums, das seit einigen Wochen in Kraft ist und künftig Touristen aus 49 Staaten der Welt eine unkomplizierte Einreise ermöglicht.
 
Der Ölstaat verfolgt das Ziel, dass der Tourismus bis 2030 10 Prozent des BIP - derzeit nur 3 Prozent – ausmachen soll.
 
Die touristische Öffnung Saudi-Arabiens erfolgt im Rahmen des Programms "Vision 2030". Dadurch soll die Wirtschaft des Landes breiter aufgestellt und die Abhängigkeit von Ölexporten reduziert werden. In Zahlen bedeutet dies die ehrgeizige Zielsetzung von 100 Millionen Übernachtungen internationaler und einheimischer Gäste. Nach den Worten des Botschafters wird am Ausbau der Infrastruktur gearbeitet. Sein Land biete reiche archäologische Schätze, teils unter UNESCO-Obhut. Ein Filmfestival am Roten Meer ist für März 2020 geplant.
 
Visa können ab sofort online beantragt werden, für Einzelpersonen und für Gruppen, unter Angabe des Reisezwecks und mit Zahlung per Kreditkarte. Die neuen Touristenvisa (Kosten: 115 Euro inklusive Versicherung) werden per E-Mail zugesandt, erläuterten Mitarbeiter der Botschaft. Sie gelten für einen 90-tägigen Aufenthalt im Golf-Königreich binnen eines Jahres (ab Ausstellungsdatum, mehrfache Einreise möglich).
 
Saudi-Arabien verweist auf seine Sehenswürdigkeiten, die nun einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden sollen. Fünf UNESCO-Welterbestätten, eine facettenreiche Landschaft, wie die Bergwelt von Asir, die schneebedeckten Ebenen von Tabuk und die Felsen am Roten Meer. Eine Kulturszene soll Skulpturenparks, Kunstgalerien, Modeschauen und das Red Sea Festival 2020 beinhalten. Der Besuch der heiligen islamischen Stätten bleibt allerdings weiterhin ausschließlich Muslimen vorbehalten.
 
Das wahhabitische Königreich gibt den künftigen Besuchern und Besucherinnen „Richtlinien“ mit auf den Weg: „Keine Regeln, sondern was angebracht ist“, formuliert es der Botschafter. Dies gelte für das Benehmen in der Öffentlichkeit wie für Bekleidungsvorschriften. Auf APA-Anfrage erklärte der Diplomat, Frauen dürften (mit Ausweis) das Land alleine bereisen, auch per Auto, und Hotels beziehen. Das Frauenfahrverbot wurde bekanntlich vor einiger Zeit aufgehoben. Zum Mitnehmen und Tragen religiöser Attribute, wie Kreuzchen oder Schriften, durch westliche Touristen meinte er: „Wir respektieren andere Religionen.“ Der Prinz verwies auf das Abdullah-Zentrum für Interreligiösen Dialog (KAICIID) in Wien. Die Einfuhr von Bibeln sei nie verboten gewesen, fügte er in Erwähnung der vielen ausländischen Arbeitskräfte am Golf hinzu.
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