Um das größte Passagierflugzeug der Welt stand es zuletzt schlecht – das könnte sich durch Emirates jetzt ändern.
Das drohende Aus für den Airbus A380 scheint abgewendet. Die arabische Fluggesellschaft Emirates will bei dem europäischen Flugzeugbauer bis zu 36 weitere Exemplare des weltgrößten Passagierjets ordern. Der scheidende Airbus-Verkaufschef John Leahy und Emirates-Boss Scheich Ahmed Bin Said al-Maktum unterzeichneten am Donnerstag in Dubai den lange erhofften Milliardendeal.
Leahy gab sich überzeugt, dass Aufträge anderer Airlines folgen würden und das Flugzeug "bis weit in die 2030er Jahre" hinein gebaut werde.
Der Vorvereinbarung mit Emirates sieht einen Festauftrag über 20 Maschinen und Optionen auf weitere 16 Exemplare des Riesenfliegers vor. Ohne den Auftrag hätte Airbus die Produktion des doppelstöckigen Riesenfliegers über kurz oder lang einstellen müssen, wie Leahy am Montag klargestellt hatte. Der europäische Luftfahrtriese hat seit Jahren mit schwacher Nachfrage nach seinem Flaggschiff zu kämpfen. "Mit der Bestellung wird die Stabilität des A380-Programms sichergestellt", erklärte der Scheich.
Der neue Deal über 36 Jets kommt laut Preisliste auf einen Gesamtwert von rund 16 Mrd. US-Dollar (13,11 Mrd. Euro). Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen - vor allem bei wenig gefragten Modellen - hohe Preisnachlässe üblich. Emirates hatte Airbus zudem lange zappeln lassen. Auf der Luftfahrtmesse in Dubai im November ließen die Araber die Bekanntgabe des bereits vorbereiteten A380-Auftrags kurzfristig platzen und kauften stattdessen 40 Jets bei Airbus' Erzrivalen Boeing.
Dass der Deal mit den Europäern nun doch gelang, kam an der Börse gut an. Die Airbus-Aktie schnellte angesichts der Neuigkeiten nach oben auf das Rekordhoch von 92,56 Euro. Am frühen Nachmittag lag sie noch mit 2,75 Prozent im Plus bei 92,07 Euro.
Die A380 ist seit 2007 im Liniendienst und mit Platz für bis zu 853 Passagiere der größte Passagierjet der Welt. Airbus hatte sie damals mit großen Hoffnungen auf den Markt gebracht. Doch die meisten Fluggesellschaften setzen lieber auf mittelgroße Langstreckenjets wie den Airbus A350 und Boeings 787 "Dreamliner". Diese lassen sich auch auf weniger gefragten Strecken rentabel einsetzen. Da sie mit zwei statt vier Triebwerken auskommen, sind sie auch günstiger zu warten.
Die Folge für Airbus: Von insgesamt 317 georderten A380 hatte der Hersteller zum Jahreswechsel nur noch 95 Exemplare zu bauen. Und Boeing hat bei seinem größten Typ, dem Jumbo-Jet 747-8, noch größere Probleme. Der vor einigen Jahren als Reaktion auf die A380 modernisierte Jumbo verkauft sich praktisch nur noch als Frachtflugzeug.
Für die A380 war Emirates aus Dubai bereits zuvor die mit Abstand größte Kundin. Von den 142 Maschinen des Typs, die sie bisher geordert hat, sind mehr als 100 bereits im Einsatz. Mit dem neuen Auftrag könnte die Zahl auf bis zu 178 Exemplare wachsen. Dann hätte Emirates die Hälfte aller A380 weltweit bestellt.
Airbus fährt die Produktion dennoch weiter herunter. Nach zwischenzeitlich bis zu 30 Jets pro Jahr sollen 2018 noch 12 A380 die Werkshallen verlassen. Ab 2019 sollen es nur noch 8 Stück sein. Weniger als 6 Maschinen jährlich zu bauen hält die Konzernführung für nicht rentabel. Und Leahy sieht Emirates als die einzige Airline, die derzeit über acht bis zehn Jahre hinweg mindestens sechs Flugzeuge jährlich abnehmen kann.
Für den Verkaufschef ist der Deal ein letzter großer Triumph. Der 67-Jährige übergibt seinen Job am 25. Jänner an den bisherigen Rolls-Royce-Manager Eric Schulz. In Leahys 24 Jahren als Airbus-Verkaufschef hat der Flugzeugbauer mehr als 16.000 Flugzeuge im Wert von mehr als einer Billion US-Dollar verkauft. Leahy hatte immer wieder argumentiert, dass der weltweit wachsende Flugverkehr nur mit größeren Flugzeugen bewältigt werden könne.