Nach Todes-Drama

Wettlauf zum K2 geht weiter

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Gerlinde Kaltenbrunner (39) verlässt heute das Basislager am K2. Ein Österreicher bleibt zurück: Christian Stangl (44). Er will noch nicht aufgeben

Für Gerlinde Kaltenbrunner (39) ist die Expedition „K2-2010“ beendet, ein neuerlicher Versuch, den 8.611 Meter hohen Schicksalsberg zu besteigen, momentan undenkbar: „Ich muss erst mal ein paar Tage vergehen lassen“, sagte sie in einem Interview mit Simona Pindeus (ORF): „Aber die Leidenschaft ist in mir. Darum werde ich ganz sicher wieder in die Berge gehen und zurückkehren. Ob das der K2 ist oder nicht, das kann ich jetzt noch nicht sagen.“

Grab im Eis
Der Schock über den Tod ihres Bergkameraden Fredrik Ericsson (35) sitzt tief. Der Extremskifahrer, der vom K2 mit Skiern abfahren wollte, stürzte vor ihren Augen im Flaschenhals (8.200 Meter) in den Tod (siehe Darstellung). Die Leiche des Schweden wird nicht geborgen. Sie bleibt im ewigen Eis. Es wäre viel zu riskant, Ericsson bergen zu wollen. Auch die Eltern wollen keinen Bergungsversuch: „Es war sein ausdrücklicher Wunsch, dass, wenn etwas passieren sollte, er am Berg bleibt“, sagten sie zu Ralf Dujmovits, Ehemann von Gerlinde Kaltenbrunner.

Kaltenbrunner geht, Skyrunner will rauf
13 Achttausender hat die Oberösterreicherin ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen. Der K2 fehlt in ­dieser Rekordjagd. Heute, Montag, verlässt sie das Basiscamp auf 5.000 Metern Höhe. Gemeinsam mit ihrem Mann Ralf und 15 anderen Bergsteigern wird sie endgültig ins Tal zurückkehren und dann nach Europa fliegen. Zwei, drei Tage wird der finale Abstieg dauern. Hunderte Kilo Ausrüstungsgegenstände sind ins Tal zu tragen, Sherpas erledigen diesen Job.

Neuer Versuch
Zurück im Camp bleibt die nächsten Tage „Skyrunner“ Christian Stangl, Extrembergsteiger aus der Steiermark. Eigentlich wollte er gemeinsam mit Kaltenbrunner auf den Gipfel. Er kehrte aber am Tag des Unglücks auf 7.900 Meter um, ihm war ein weiterer Aufstieg einfach zu gefährlich. Jetzt wartet er im Basiscamp, ob sich das Wetter doch noch ändert: „Ich stehe in ständigem Kontakt mit Karl Gabl, unserem Meteorologen in Innsbruck. Sollte sich das Wetter längerfristige bessern, versuche ich es in den nächsten Tagen nochmals“, sagt er zu ­ÖSTERREICH.

Gemeinsam mit zwei Kasachen neuer Versuch
Derzeit ist es noch zu warm. Zu feucht. Hohe Temperaturen lockern den Fels. Tödlicher Steinschlag ist die Folge: „Zieht es wieder an“, sagt Stangl, könnte es klappen: „Wir brauchen Kälte“. Mit ihm sitzen zwei Bergsteiger aus Kasachstan im Camp: „Beide sind – wie Gerlinde Kaltenbrunner – bereits mehrmals am K2 gescheitert. Sie kennen fast jede Stelle auf diesem Berg, sind perfekte Bergsteiger, und – wollen unbedingt rauf“, sagt Stangl. Wie der Steirer auch: „Normalerweise ist Mitte August Schluss. Vielleicht ist es dieses Jahr aber alles anders. Reißt es auf, gehen wir los …“

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