Feuerpause ab Samstagmittag - Gefangene und Leichen von Gefallenen sollen ausgetauscht werden - Friedensverhandlungen unter Führung der Minsk-Gruppe.
Moskau/Stepanakert/Jerewan (Eriwan). In der schwersten Gewalteskalation seit Jahren in der Südkaukasusregion Berg-Karabach mit Hunderten Toten haben sich Armenien und Aserbaidschan auf eine Waffenruhe geeinigt. Diese soll schon am Samstag zu Mittag beginnen, teilte Russlands Außenminister Sergej Lawrow in Moskau mit. Das russische Ministerium hat in der Nacht zum Samstag eine Erklärung dazu veröffentlicht.
Die Feuerpause solle dazu genutzt werden, um Kriegsgefangene und andere inhaftierte Personen auszutauschen und die Körper toter Soldaten in ihre Heimat zu übergeben, hieß es darin. Weitere Details der Waffenruhe sollten zusätzlich vereinbart werden. Grundlegende Friedensverhandlungen solle es unter Führung der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) geben. Die Gruppe wird von Russland, den USA und Frankreich angeführt, die in dem Konflikt vermitteln.
Die Verhandlungen zur Feuerpause in Moskau zwischen den Außenministern Jeyhun Bayramov und Sohrab Mnazakanjan der verfeindeten Nachbarn dauerten mehr als zehn Stunden. Kremlchef Wladimir Putin hatte beide Länder zuvor eindringlich zu einer Waffenruhe aufgerufen.
Seit knapp zwei Wochen gibt es in Berg-Karabach neue Kämpfe mit Hunderten Toten. Auch am Freitag dauerten die Gefechte an. Auch die Hauptstadt Stepanakert wurde wieder mit Raketen beschossen, Aserbaidschan will neun Dörfer eingenommen haben. Insgesamt wurden seit Beginn der Gefechte rund 320 armenische Soldaten in Berg-Karabach getötet. Aserbaidschan hat bisher keine Angaben zu eigenen Verlusten gemacht, spricht aber von rund 30 toten Zivilisten. Es gibt tausende Flüchtlinge in der Unruheregion.
Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev nannte das Treffen in Moskau die "letzte Chance" auf eine friedliche Lösung. Der Konflikt solle jedoch zuerst militärisch beendet werden. Erst später könne man über eine dauerhafte politische Lösung sprechen. Armenien müsse Berg-Karabach aufgeben.
In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Berg-Karabach wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe.
Aserbaidschan bekommt in dem Konflikt Rückendeckung von der Türkei. Auch ausländische Söldner und Kämpfer dschihadistischer Gruppen aus den Kriegsgebieten in Syrien und Libyen sollen an den Gefechten beteiligt sein. Eindeutige Beweise gibt es bisher nicht.
Russland hat zu beiden Ex-Sowjetrepubliken diplomatische und wirtschaftliche Verbindungen. Jene mit Armenien sind jedoch intensiver. Dort hat Russland auch eine Militärbasis.