Prügel-Affäre

Augsburger Bischof Mixa tritt zurück

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Die Erleichterung in Deutschland ist nach dem Rücktritt groß.

Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat den Papst um seine Entlassung gebeten und damit für Erleichterung bei den deutschen Katholiken gesorgt. Wie das Bistum Augsburg am Donnerstag bekanntgab, begründete Mixa sein Rücktrittsgesuch an den Vatikan damit, "weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden und einen Neuanfang zu ermöglichen". Mixa wird vorgeworfen, früher als Pfarrer Jugendliche geprügelt und Geld einer Waisenhausstiftung zweckwidrig verwendet zu haben. Nach langem Leugnen gab er Ohrfeigen und finanzielle Unregelmäßigkeiten zu und wurde in einem beispiellosen Akt vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, öffentlich zu einer Auszeit aufgefordert.

"Schwächen wohl bewusst"
In seinem Rücktrittsgesuch an den Papst erklärte Mixa, die anhaltende öffentliche Diskussion um seine Person habe in den vergangenen Wochen die Priester und Gläubigen im Bistum schwer belastet. In 40 Jahren als Priester und 14 Jahren als Bischof habe er immer nur den Menschen dienen wollen. "Meiner eigenen Schwächen war und bin ich mir dabei wohl bewusst", schrieb er dem Bistum zufolge am Mittwoch an Benedikt XVI.. "Alle, zu denen ich ungerecht gewesen sein mag, und alle, denen ich Kummer bereitet habe, bitte ich heute noch einmal um Verzeihung", erklärte der 68-Jährige. An der Aufklärung aller Vorwürfe wolle er mitwirken.

Der Augsburger Priesterrat und das Laiengremium "Zentralkomitee der deutschen Katholiken" (ZdK) begrüßten Mixas Schritt. "Es ist eine Erleichterung für die katholische Kirche in Deutschland, es ist doch eine schwere Last geworden", sagte ZdK-Präsident Alois Glück dem Bayerischen Rundfunk. Der Augsburger Bischof habe sich selbst in eine schwierige Lage manövriert. Es sei eine "persönliche Tragödie", aber der Rücktritt sei unausweichlich gewesen. Der Papst werde Mixas Rücktrittsgesuch annehmen: "Alles andere wäre unvorstellbar", sagte der oberste Vertreter der katholischen Laien in Deutschland.

Der Vorsitzende des Augsburger Priesterrats, Bernhard Ehler, sagte, jetzt könne Ruhe ins Bistum kommen und neue Glaubwürdigkeit wachsen. Mixas Schritt sei richtig, denn viele hätten das Vertrauen in den Bischof verloren, sagte Ehler dem Münchner Kirchenradio. Sobald der Papst den Rücktritt angenommen habe, werde das Domkapitel einen Administrator wählen, der das Bistum bis zur Ernennung eines neuen Bischofs leite. Er befürchte, dass diese Übergangszeit wieder ein Jahr lang dauern könnte.

Hoffen auf Beruhigung
Der Augsburger Diözesanratsvorsitzende Helmut Mangold hoffte, dass Mixas Rücktritt "das Klima in der Diözese in ruhigeres Fahrwasser bringt". Zollitsch und der Münchner Erzbischof Reinhold Marx hätten "einen gewaltigen Druck aufgebaut", sagte der oberste Laienvertreter im Bistum. "Ich respektiere diesen Vorgang." Allerdings befürchte er, dass das Interesse an der notwendigen Aufklärung der Vorwürfe jetzt rasch erlahme - "ob außer Ohrfeigen noch was war und wie das mit den finanziellen Unregelmäßigkeiten war". Die Opfer sprechen in eidesstattlichen Versicherungen von brutalen Prügeln, während Mixa nur ein paar Ohrfeigen einräumte.

Zollitsch hatte am Mittwoch überraschend mitgeteilt, dass er und Marx mit Mixa mehrfach besprochen habe, "ob eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz hilfreich sein könne", um "die Geschehnisse mit mehr Ruhe zu bedenken". Zu Mittag wollte Zollitsch in Bonn eine Erklärung abgeben.

Mixa schreib dem Papst, das Wohl der Diözese Augsburg habe für ihn immer höchste Priorität gehabt. "Ich tue diesen Schritt in unerschütterlichem Vertrauen auf die Gnade Gottes und hoffe zuversichtlich, dass der Vater im Himmel die Kirche von Augsburg in eine gute Zukunft führen wird."

Vierter Rücktritt in Irland
Im Zuge der schweren Missbrauchsskandale unter dem Dach der katholischen Kirche in Irland hat der Papst den Rücktritt eines weiteren irischen Bischofs angenommen. Benedikt XVI. akzeptierte die Amtsniederlegung des Bischofs von Kildare und Leighlin, James Moriarty. Der Ire hatte sein Rücktrittsgesuch bereits im vergangenen Dezember abgeschickt. Er wird beschuldigt, sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Geistliche in der Erzdiözese Dublin vertuscht zu haben. Moriarty der vierte Bischof, der im Zuge des Skandals sein Amt verlassen muss.

Ein Bericht der Richterin Yvonne Murphy hatte 2009 dokumentiert, dass mehr als 300 Kinder in den Jahren 1975 bis 2004 von Priestern in der Erzdiözese sexuell missbraucht wurden. Die Verantwortlichen haben dies laut dem im November veröffentlichten Untersuchungsbericht vertuscht oder verschwiegen. Ein weiterer Report hatte in diesem Jahr belegt, dass Prügel und sexueller Missbrauch von Kindern in Einrichtungen der irischen Kirche seit den 1930er Jahren an der Tagesordnung waren.

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