Boom

"Dow" im Höhenrausch: Bullenmarkt oder Bull

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Here we go again? Dienstag sprang der "Dow Jones"-Aktienindex der 30 US-"Blue Chip"-Firmen auf den höchsten Wert aller Zeiten, weit über 14.200 Punkte.

Es ist ein Allzeithoch seit der Gründung des Index im Jahr 1896, gebrochen wurde der Rekord vom 9. Oktober 2007, als der Index bei 14.165 schloss. Was im Folgejahr passierte, muss nicht eigens erörtert werden, der schlimmste Finanzcrash wohl aller Zeiten stürzte die USA und die Welt in die schlimmste Wirtschaftskrise seit der "Great Depression".

Nun: Seit dem Tief des 9. März 2009 von 6.489,95 Punkten, eineinhalb Monate nach der Vereidigung Obamas, hat sich der "Dow" mehr als verdoppelt. Nur zwischendurch: Schon witzig, wenn Wall-Street-Leute über Obama jammern.

Hinter dem neuen Durchmarsch in stratosphärische Höhen steht natürlich "Fed" Ben Bernanke: Zuerst beim Kampf gegen die Rezession und jetzt zum Ankurbeln der weiter fragilen Wirtschaft überschwemmt die Notenbank den Markt mit billigem Geld vor allem durch den Ankauf von Immobilien- und Staatsanleihen, bei gleichzeitigem  Runterhalten der Zinsraten auf nahe null. Der "Fed" sitzt inzwischen auf einem Portfolio von drei Billionen Dollar, so "USA Today".

Insgesamt sei der Markt auf "Fed-Steroiden", so das Blatt. Sicher: Quartalszahlen von Corporate America sind solide, für heuer wird in den USA wieder ein kräftigeres Wirtschaftswachstum erwartet. Doch die Nervosität steigt vor der nächsten Blase: Investor-Legende Warren Buffett sieht den Knall schon um die nächste Kurve. Die Investoren hängen aber weiter wie süchtig an der "Fed-Droge" endloser Billiggeldströme, urteilte ein texanischer Notenbanker.

Die Geldschwemme, so gut anfangs für die Stabilisierung der Finanzmärkte und zur Abwehr einer Depression geeignet, hat freilich auch den Effekt, dass jene, die 2008 die Krise auslösten, weitgehend auf die Butterseite fielen (von einem Stellenabbau im Finanzsektor von 10 % mal abgesehen). In New York stiegen im Vorjahr die Boni wieder um 8 % auf $121.900 im Schnitt, so "Comptroller" Thomas DiNapoli.

Zu den großen Verlieren gehört weiter die Mittelklasse, wie die "Huffiington Post" mit Bildern eines grinsenden Händlers gegenüber eine Warteschlange Arbeitsloser illustrierte. "Load of Bull...", lautete die Schlagzeile: Die Arbeitslosigkeit liegt bei 7,9 %, Millionen schulden weiter den Banken mehr als ihre Häuser wert sind, die Einkommen von Arbeitern sind stagnierend oder fallend.

Der Krakeeler des Finanzkanals CNBC, Jim Cramer, fasste die Feierlaune an der Wall Street zusammen: "Wir wissen alle, dass das hier böse enden wird, aber in der Zwischenzeit machen wir noch Geld". Wow, viel hat sich geändert seit 2008...

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