Psychatriepatient

Bayern: Gustl Mollath kommt frei

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Das Oberlandesgericht Nürnberg ordnete Wiederaufnahme des Prozesses an.

Der seit sieben Jahren gegen seinen Willen in der Psychiatrie in Bayern untergebrachte Gustl Mollath kommt unverzüglich frei. Das entschied am Dienstag das Oberlandesgericht Nürnberg. Das Gericht beschloss zuvor die Wiederaufnahme des Prozesses gegen Mollath. Als Konsequenz daraus müsse dieser freigelassen werden, teilte das Gericht mit.

Der Nürnberger wurde 2006 nach von ihm bestrittenen tätlichen Angriffen auf seine inzwischen von ihm geschiedene Frau zwangsweise eingewiesen. In dem Verfahren zu seiner Einweisung wurde ihm auch eine paranoide Gedankenwelt vorgeworfen, weil er angab, dass seine Frau bei der HypoVereinsbank (HVB), eine Schwestergesellschaft der Bank Austria, Schwarzgelder in Millionenhöhe verschoben habe. Inzwischen sind aber interne Prüfungen der HypoVereinsbank bekannt geworden, die ergaben, dass ein Teil dieser Vorwürfe tatsächlich zutrifft. Mollath sieht sich als Justizopfer.

Zwei zu klein geratene Buchstaben halfen Mollath
In dem seit Monaten mit Schärfe betriebenen Tauziehen um seine Person halfen Mollath zwei zu klein geratene Buchstaben. Ein Assistenzarzt hatte bei Mollaths Ex-Frau Misshandlungen festgestellt und darüber ein Attest ausgefüllt. Dies trug aber den Namen der Praxisinhaberin - mit bloßem Auge nicht lesbar setzte der Mann ein i.V. für in Vertretung vor die Unterschrift.

Weil dieses Attest aber für Mollaths Einweisung eine entscheidende Rolle spielte, stufte das OLG Nürnberg es nun rückwirkend als unechte Urkunde ein. Das übergeordnete Gericht korrigierte damit nicht nur ein vorhergehendes Urteil des Landgerichts Regensburg - es fand so die goldene Brücke zur Wiederaufnahme des Prozesses und zur Freilassung Mollaths, die seit Monaten viele gesucht haben.

Mollaths nächste Zukunft steckt nun voller ungeklärter Fragen. "Ich muss mich jetzt erst einmal orientieren", sagte er. Zwei Freunde kamen in die Psychiatrie, um ihn abzuholen. Dass er bei einem von den beiden zunächst Unterschlupf finden wird, wollte Mollath nicht bestätigen. Wo er die erste Nacht verbringen werde, wisse er nicht. Er habe eine ganz andere Sorge: "Ich kann mich noch nicht einmal ausweisen." Bei seiner Einweisung im Jahr 2006 wurden ihm die Papiere abgenommen - neue habe er noch nicht erhalten.

Von den vielen Unterstützern, die im Internet wortreich für Mollath argumentiert hatten, war am Dienstag eine Handvoll vor der Psychiatrie. Auch sie diskutierten, wie Mollath nun wohl leben wird. "Notfalls kann er mit zu uns nach Hause", sagte eine Frau. Und eine andere ergänzte: "Wir würden auch ein Zelt für ihn im Garten aufstellen."
 

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