Korruption

Betrüger oder Kreml-Kritiker? - Slowakei soll Russen ausliefern

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Russischer Geschäftsmann wird Millionenbetrugs beschuldigt. Korruptionsverdacht gegen höchste Kreml-Kreise.

Die geplante Auslieferung eines reichen russischen Geschäftsmannes an sein Heimatland hat in der Slowakei politische Diskussionen ausgelöst. Die russische Justiz wirft Walentin Winogradow Millionenbetrug beim Verkauf eines Moskauer Einkaufszentrums vor.

Verteidiger fürchten Rache des Kreml

Seine Verteidiger fürchten eine Rache des Kreml dafür, dass er vor einem internationalen Schiedsgericht Korruptionsverdacht gegen höchste Kreise der russischen Politik geäußert hatte. In Russland drohe ihm deshalb die Ermordung, zitierte die liberale slowakische Tageszeitung "Sme" am Freitag Winogradow, der einst in Oligarchenkreisen verkehrte.

Donnerstag Auslieferung angeordnet

Winogradow war im Juli aufgrund eines internationalen Fahndungsbefehls der russischen Behörden während eines Pferderennens in der südwestslowakischen Stadt Samorin verhaftet worden. Das westslowakische Regionalgericht in Trnava hatte am Donnerstag die Auslieferung Winogradows an Russland angeordnet.

Sofort Berufung angekündigt

Sein Anwalt, der ehemalige slowakische Justizminister Daniel Lipsic, kündigte sofort eine Berufung dagegen beim Obersten Gericht in Bratislava an. Die russischen Vorwürfe gegen seinen Mandanten seien aus politischen Motiven konstruiert worden, um ihn nach Russland schaffen zu können, sagte Lipsic der Zeitung "Sme".

Es ginge darum Kronzeugen auszuschalten

Auch andere slowakische Medien äußern seit Monaten Zweifel an den russischen Vorwürfen gegen Winogradow. In Wahrheit gehe es darum, den Mann als Kronzeugen in einem größeren Finanzstreit vor einem internationalen Schiedsgericht in London auszuschalten. In diesem Verfahren hatte Winogradow demnach als Belastungszeuge auf Bestechungszahlungen hingewiesen, die aus der Firma Midland Development bis in höchste Kreise des Kreml geflossen sein sollen.
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