"Lasst ihn frei"

Biden ruft Russland zu Freilassung von US-Reporter Gershkovich auf

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US-Präsident Joe Biden hat Russland aufgerufen, einen dort inhaftierten US-Journalisten freizulassen.

"Lasst ihn frei", sagte Biden am Freitag in Washington an die Adresse Moskaus. Der Demokrat reagierte damit auf die Frage eines Reporters, was seine Botschaft an Moskau in Bezug auf den Fall sei. Auch Vertreter von Medien, Journalistenvereinigungen und Presserechtsorganisationen verschiedener Länder schlossen sich der Forderung an. Russland warnte die USA indes vor Drohungen.

Wegen angeblicher Spionage für die USA hatte ein Gericht in Moskau am Donnerstag Haftbefehl gegen den US-amerikanischen Reporter des "Wall Street Journal" (WSJ), Evan Gershkovich, erlassen. Der US-Bürger Gershkovich berichtet seit 2017 über Russland. Vor dem WSJ arbeitete er für die englischsprachige Zeitung "The Moscow Times" und die Nachrichtenagentur AFP. In den vergangenen Monaten deckte der 31-Jährige vor allem russische Politik und den Ukraine-Konflikt ab. Er sei zunächst bis 29. Mai in Untersuchungshaft, teilte das Gericht mit. Dem 1991 geborenen Gershkovich drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft. Das "Wall Street Journal" wies die Vorwürfe gegen seinen Mitarbeiter zurück.

Weißes Haus verurteilte die Inhaftierung Gershkovichs scharf

Das Weiße Haus nannte die Spionagevorwürfe lächerlich und verurteilte die Inhaftierung Gershkovichs scharf. "Die Verfolgung amerikanischer Staatsbürger durch die russische Regierung ist inakzeptabel", teilte das Weiße Haus mit. "Wir sind zutiefst besorgt über die beunruhigenden Berichte, dass Evan Gershkovich, ein amerikanischer Staatsbürger, in Russland festgenommen wurde." Das US-Außenministerium stehe in direktem Kontakt mit der russischen Regierung und bemühe sich aktiv darum, Gershkovich konsularischen Zugang zu verschaffen. Auf die Frage, ob die USA russische Diplomaten ausweisen würden, sagte Biden, dies sei gegenwärtig nicht vorgesehen.

Die USA hätten gar nicht versucht, den Vorgang zu verstehen, erklärte eine Sprecherin des russischen Außenministeriums am Freitag im russischen Fernsehen. "Sie gehen sofort zu Drohungen, zu Repressalien gegen russische Journalisten über", sagte sie dem Sender Rossija 1. Wenn dieser Ansatz sich "im öffentlichen Raum" fortsetze, würden die USA "einen Sturm ernten".

"Gershkovich ist ein Journalist, kein Spion, und er sollte sofort und ohne Bedingungen freigelassen werden", hieß es in einem offenen Brief, der am Freitag von der Nichtregierungsorganisation "Committee to Protect Journalists" veröffentlicht wurde und der an den russischen Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, gerichtet war. Der Brief war von 38 Vertretern renommierter internationaler Medien wie der "New York Times", der britischen BBC, Associated Press und Agence France-Presse unterschrieben worden. Zu den Unterzeichnern gehörten auch Organisationen wie PEN America und das in Wien ansässige International Press Institute, die sich für Pressefreiheit einsetzen.

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