Prozess in Bochum

Bluttaten in Herne: Angeklagter schweigt

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19-Jähriger will sich nicht äußern, aber Vorwürfe auch nicht bestreiten.

Der mutmaßliche Kinds- und Doppelmörder von Herne will sich in dem Prozess gegen ihn vor dem Landgericht Bochum zunächst nicht äußern. Er trete den Vorwürfen aber nicht entgegen, sagte sein Anwalt Michael Emde am Freitag zu Beginn des Verfahrens. Der 19-jährige Marcel H. soll im März einen neunjährigen Buben und später einen 22 Jahre alten Bekannten erstochen haben.

Der Angeklagte hatte sich nach einer tagelangen Fahndung selbst gestellt und in ersten Vernehmungen die Taten gestanden. Der Fall sorgte bundesweit auch für Entsetzen, weil er sich nach dem Tod des kleinen Buben im Darknet mit der Tat gebrüstet haben soll. Vor Gericht will er sich nun aber vorerst weder zu seinem Lebensweg noch zu den Tatvorwürfen äußern, wie sein Verteidiger ankündigte.

Doppelmord mit unzähligen Messerstichen

Marcel H. soll laut Anklage zunächst den neunjährigen Nachbarsbuben unter dem Vorwand ins Haus gelockt haben, er brauche seine Hilfe beim Aufstellen einer Leiter. Dort habe er dann mit einem Klappmesser 52 Mal auf das Kind eingestochen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dabei aus Mordlust gehandelt zu haben.

Danach soll er Unterschlupf bei einem Bekannten gesucht haben. Diesen habe er gefragt, ob er ein paar Tage bei ihm wohnen könne, weil seine Eltern weggezogen seien, sagte Staatsanwalt Danyal Maibaum. Am nächsten Tag habe der 22-jährige Bekannte gemerkt, dass nach Marcel H. gefahndet werde, und mit der Polizei gedroht.

Daraufhin habe der Angeklagte auch diesen erstochen. Der junge Mann verblutete nach 68 Messerstichen. Zwei Tage später soll Marcel H. zudem dessen Wohnung in Brand gesetzt haben, um Beweismaterial zu vernichten. Er muss sich deshalb auch wegen schwerer Brandstiftung vor Gericht verantworten.

Angeklagter völlig regungslos

H. ließ sich nach Eintreten in den Gerichtssaal minutenlang fotografieren und filmen. Dabei wirkte er äußerlich völlig regungslos. Er bestand nach Angaben seines Verteidigers auch nicht darauf, dass sein Gesicht auf Fotos unkenntlich gemacht wird.

"Er betrachtet es für sich auch als Teil des Stellens zu seiner Verantwortung", sagte Anwalt Emde. Er bitte zudem darum, seine "unangemessene Kleidung" zu entschuldigen. Der kleine und schmächtige Jugendliche, der deutlich jünger als 19 Jahre aussieht, erschien in einem grauen Pullover und einer weiten Hose vor Gericht.

Der Prozess findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Bereits in der Früh bildete sich vor dem Gerichtsgebäude eine lange Schlange von Menschen, die als Zuschauer in den Gerichtssaal wollten. Viele von ihnen fanden keinen Platz. Für den Prozess vor dem Landgericht Bochum sind vorerst noch zehn weitere Verhandlungstage bis Mitte Oktober angesetzt.

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