Brexit

Unternehmen horten Waren aus Angst vor Engpässen

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Die Ängste rund um den bevorstehenden Brexit sind für Neil Powell eine "gute Nachricht".

Seine riesige Lagerhalle im Zentrum Englands ist praktisch voll bis unters Dach. Und weiterhin sind zahlreiche Unternehmen auf der Suche nach Lagerfläche für Waren, um mögliche Lieferschwierigkeiten nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union abwenden zu können.

"Unsere Auslastung liegt normalerweise zwischen 85 und 90 Prozent, momentan sind wir bei 94 Prozent", sagt der Geschäftsführer der NX Group in Crick in der Grafschaft Northamptonshire, während hinter ihm Lagerarbeiter unaufhörlich Paletten hin- und herfahren. "Die Kunden fragen viel mehr Platz an."
 
Das mit einem Spezialzugang gesicherte Lager ist rund um die Uhr geöffnet - 24 Stunden täglich, jeden Tag in der Woche. Kosmetikprodukte, Lebensmittel und Computerteile türmen sich gut verpackt in den 13 Meter hohen Regalen.
 

Lagerkapazität von 9.300 Kubikmetern im "Goldenen Dreieck"

Das Unternehmen verfügt noch über zwei weitere Gebäude und kommt damit auf eine Lagerkapazität von insgesamt 9.300 Kubikmetern. Sie liegen in den Midlands, in einer Gegend, die wegen ihrer guten Anbindung an verschiedene Straßennetze als "Goldenes Dreieck" der Logistik gilt.
 
Die NX Group beschäftigt 80 Mitarbeiter. Fünf davon wurden erst in den vergangenen Monaten aufgrund der gestiegenen Nachfrage eingestellt. Powell bekommt "täglich Anfragen" von alten und neuen Kunden, die Lagerkapazitäten suchen, insbesondere von Lebensmittelkonzernen.
 
"Es sind gerade wirklich, wirklich interessante Zeiten", sagt Powell. "Wir sind sehr positiv gestimmt, was der Brexit uns bringen wird."
 
Zwei Wochen vor Weihnachten habe ein Kunde darum gebeten, seine Lagerfläche zu verdoppeln, erzählt der Manager. "Nicht, weil er Waren lagern möchte, sondern weil er sichergehen wollte, dass es genug Platz gibt, wenn er ihn braucht." Dieser Kunde gehe von einem harten Brexit aus.
 

Alle Szenarien drei Monate vor EU-Austritt möglich

Weniger als drei Monate vor dem EU-Austritt Großbritanniens am 29. März sind alle Szenarien noch möglich - von einem mit der EU ausgehandelten Brexit bis hin zur Chaos-Trennung, die heftige Störungen in den Versorgungsketten mit sich bringen könnte.
 
Der britische Verband der Lagerunternehmen rechnet in jedem Fall mit einer Unterbrechung der Lieferkette. "Das ist eine gute Nachricht für die Branche, weil dafür mehr Lagerhallen benötigt werden", sagt Verbandspräsident Peter Ward, der für mehr als 750 Firmen spricht.
 
Allerdings hat die Entscheidung zum EU-Austritt im Juni 2016 auch negative Folgen für die Branche mit sich gebracht. Die Benzinpreise stiegen infolge des Wertverlustes des Pfunds und trafen damit die Firmen, die neben dem Lagern auch den Transport von Waren übernehmen. Zudem verließen osteuropäische Arbeiter massenhaft das Land - dabei ist die Branche Ward "sehr stark" auf sie angewiesen.
 

Anteil der Arbeitskräfte aus dem Osten Europas gesunken

Vor dem Referendum stammten etwa 35 Prozent der Arbeitskräfte der Branche aus dem Osten Europas. Ihr Anteil sei seither auf etwa 25 Prozent gesunken, sagt Ward. Der "Brexit-Faktor" habe das Problem des Arbeitskräftemangels damit noch verschärft.
 
Bei der NX Group von Neil Powell arbeiten 15 Moldauer und zehn Polen, als Lagerarbeiter, Fahrer und Büroangestellte. Sie seien "ausgezeichnete Arbeiter", die er gern halten würde, sagt Powell. Am liebsten wären ihm "dieselben Angestellten mit denselben Verträgen". Nach dem Brexit werde das vermutlich aber "nicht so einfach" sein.
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