Aktueller Test zeigt die Kippgefahr durch fehlendes ESP beim Kleinwagen-Trio Peugeot Bipper, Fiat Qubo und Citroen Nemo. Inklusive Video vom Überschlag des Citroen!
Bei aktueleln Fahrzeugtests müssen Autos auch einen Ausweichtest ("Elchtest") bestehen. Dadurch wird die Fahrstabilität eines Fahrzeugs im Grenzbereich geprüft. Dabei zeigt sich regelmäßig, wie wichtig das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) ist. Und das war auch beim aktuellen Test des heimischen Autofahrerclubs ÖAMTC (wurde gemeinsam mit seinen europäischen Partner-Unternehmen wie ADAC, etc. durchgeführt) nicht anders. "Zwar sind in Europa bereits 80 Prozent der Neuwagen mit ESP ausgerüstet. Es bleibt aber immer noch ein gewichtiger Rest von 20 Prozent, die ohne ESP ausgeliefert werden. Bei einigen ist ESP auch gegen Aufpreis nicht erhältlich", kritisiert der Club-Techniker Steffan Kerbl.
ESP ist unbedingt notwendig
Um den enormen Sicherheitsgewinn
durch ESP darzustellen, hat der Autofahrerclub die drei fast baugleichen
Fahrzeuge Fiat Qubo, Citroen Nemo und Peugeot Bipper (in Österreich nur in
der Nutzfahrzeugvariante als Klein-Lkw erhältlich) getestet. Von den drei
Fahrzeugen ist beim Fiat ESP gegen Aufpreis erhältlich, die Franzosen gibt
es nur ohne das Sicherheitsfeature. "Das Ergebnis war ernüchternd:
Bereits bei 80 km/h Einfahrtsgeschwindigkeit hob der Citroen Nemo mit den
kurveninneren Rädern vom Boden ab und zeigte eine ausgeprägte Kipptendenz.
Das Fahrzeug war nicht mehr beherrschbar. In einer realen Verkehrssituation
wäre ein Unfall fast unumgänglich", beschreibt der Experte
den Test. Aus Sicherheitsgründen wurden die Ausweichtests mit dem Peugeot
Bipper und dem Fiat Qubo ohne ESP nicht mehr durchgeführt. "Auch
die Hersteller bestätigen, dass die Ergebnisse in etwa denen des Citroen
Nemo entsprechen würden", erklärt Kerbl. Dass es auch anders geht,
beweist der Test mit dem Fiat Qubo, dem einzigen der drei Fahrzeuge, das es
auch mit ESP gibt. Beim Ausweichtest zeigt der Qubo auch mit der
standardmäßigen Einfahrtsgeschwindigkeit von 90 km/h ein unkritisches
Fahrverhalten. "Durch das ESP wird der Qubo in einer kritischen
Fahrsituation stabilisiert. Das Schleudern wird verhindert", erklärt
der ÖAMTC-Techniker das positive Abschneiden des ESP-Autos.
Hersteller reagieren - Neuwagen werden mit ESP sicherer
Professionell
und vorbildlich reagierten die Hersteller. "Aufgrund der Testergebnisse
werden der Citroen Nemo und der Peugeot Bipper zukünftig serienmäßig mit ESP
ausgerüstet", ist der ÖAMTC-Techniker über die rasche Reaktion
erfreut. Die Dieselvarianten wird es bereits ab Juli 2010 serienmäßig mit
ESP geben. Für die Benziner muss ESP komplett neu entwickelt werden - es
soll aber spätestens im Herbst 2011 in Serie gehen. Aufgrund der Kooperation
zwischen PSA (Peugeot/Citroen) und Fiat kann man davon ausgehen, dass auch
die Benzinervarianten des Fiat Qubo in Zukunft mit ESP erhältlich sein
werden.
Funktionsweise des ektronischen Stabilitätsprogramms
Es hat
je nach Hersteller einen anderen Namen: Dynamic Stability Control (DSC
-BMW), Mitsubishi Active Stability Control (MASC), Porsche Stability
Management (PSM), Vehicle Stability Assist (VSA - Honda), Vehicle Stability
Control (VSC - Toyota), um nur einige zu nennen, sind unterschiedliche
Bezeichnung für das elektronische Stabilitätsprogramm ESP. Technische
Grundlage sind verschiedene Sensoren im Fahrzeug. Die einen messen, wohin
der Fahrer steuert, andere erfassen die Drehbewegungen des Fahrzeugs. In
einem Steuergerät werden diese Informationen verarbeitet. Bei "Widersprüchen"
- wenn also die Daten nicht korrelieren - greift das Steuergerät ein und
bremst gezielt einzelne Räder ab, um das Fahrzeug zu stabilisieren und ein
Schleudern zu verhindern. Der Fahrer bekommt davon meist nicht mehr mit als
das Blinken der ESP-Kontrollleuchte.

Physikalische Grenzen bleiben
Allerdings kann man auch mit ESP
die Grenzen der Physik nicht überwinden. "Dem Fahrer sollte
bewusst sein, dass er sich bereits im Grenzbereich bewegt, wenn die
ESP-Kontrollleuchte blinkt. Schon bei einer geringen
Geschwindigkeitserhöhung ist ein Fahrzeug auch mit ESP nicht mehr
beherrschbar", sagt der Techniker abschließend.